Düsseldorf. Schulen werden schrittweise geöffnet, Kitas noch nicht. Nun hat die Gewerkschaft komba in NRW ein Eckpunktepapier geschrieben zur Kita-Öffnung.
„Eckpunkte für eine stufenweise Kita-Öffnung“ steht über dem Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt. Die Autoren von der Gewerkschaft komba NRW, in der viele Erzieherinnen und Erzieher organisiert sind, legen Wert darauf, dass es sich um vorsichtige Schritte hin zu einem Neustart der Kitas handeln müsse.
„Das oberste Gebot ist der Gesundheitsschutz“, sagen sie. Dazu müssten auf jeden Fall auch die jeweils örtlichen Infektionszahlen berücksichtigt werden. Die jeweils aktuelle Situation sei mit ausschlaggebend dafür, Entscheidungen gegebenenfalls wieder zu korrigieren.
Grund-Bedingungen für eine stufenweise Öffnung:
- Vorrangig soll Personal eingesetzt werden, für das kein erhöhtes Gesundheitsrisiko laut RKI-Empfehlungen bestehe.
- Seife, Desinfektionsmittel und andere Schutzartikel müssten in ausreichender Menge vorhanden sein.
- Langsame Steigerung der in den Kitas betreuten Kinder mit einer Höchstgrenze.
Weitere wichtige Voraussetzungen für eine Öffnung:
Die Vorbereitungszeit muss aus Sicht von komba NRW ausreichen: „Sorgfalt geht vor Schnelligkeit.“ Der Kita-Träger sollte in Abstimmung mit den örtlichen Gesundheitsbehörden die Einrichtungen darauf prüfen, wie viele Kinder pro Gruppe insgesamt zum gleichen Zeitraum in der Kita betreut werden können. Dabei sollten sämtliche Räume berücksichtigt werden. Neben den Gruppenräumen zum Beispiel auch Mehrzweckhalle, Turnhalle, Café, Werkraum.
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Die Kita-Gruppen sollten zunächst eine Höchstgrenze haben, die dann angepasst werden kann. Die Höchstgrenze sollte – wenn genügend Kita-Personal vorhanden ist – in U3-Gruppen fünf und in Ü3-Gruppen acht Kinder nicht überschreiten.
Komba fordert spezielle Hygiene- und Reinigungskonzepte für die Kitas. Zusätzliche Aufgaben sollten aber hier nicht auf die Erzieherinnen und Erzieher übertragen werden.
Mindestens zwei Fachkräfte pro Gruppe:
„Die Belastung der in der Betreuung eingesetzten Fachkräfte muss kontinuierlich überprüft werden“, heißt es in dem Papier. Mindestens zwei Fachkräfte pro Gruppe müssten zu Beginn der stufenweisen Öffnung vorgesehen werden.
Die Möglichkeit einer Betreuung am Wochenende und an Feiertagen müsse mit Ende der Notbetreuung ab Anfang Mai beendet werden. Das pädagogische Personal werde an den Werktagen bei einer stufenweisen Kita-Öffnung „unbedingt und vollumfänglich gebraucht“.
Das Alter der Kinder sei kein verlässlicher Indikator:
„Grundsätzlich sollte das Alter der Kinder bei der Auswahl der als nächstes zu betreuenden Gruppe keine vorherrschende Rolle spielen“, schreibt die Gewerkschaft. Im so genannten „Leopoldina-Gutachten“ werde zwar auf das Alter abgezielt, mit der Begründung, dass ältere Kinder die Abstands- und Hygieneregelungen besser einhalten könnten.
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Die komba-Gewerkschaft NRW teilt diese Ansicht aber nur begrenzt: „Das Händewaschen sowie die Hust- und Nießetikette können ältere Kinder zwar schneller einüben, die Abstandsregelung wird jedoch für alle Kinder und pädagogischen Fachkräften eine (fast) unlösbare Herausforderung sein.“ Gerade im frühkindlichen Bildungsbereich sei enger Kontakt zur Bezugsperson die Basis der alltäglichen Arbeit. Genauso wenig werde die Abstandsregelung zwischen den Kindern einzuhalten sein.
Stamp sieht die Vorschulkinder als nächste Rückkehrer in die Kitas
NRW-Familienminister Joachim Stamp möchte dagegen, dass bei der schrittweisen Rückkehr zum Regelbetrieb in den Kitas als erstes die Vorschulkinder zum Zuge kommen: „Aktuell wird in den meisten Ländern der Zugang zur Notbetreuung für immer mehr Eltern geschaffen. Als ein möglicher nächster Schritt wäre denkbar, dass die Vorschulkinder, die im Herbst eingeschult werden, zurückkommen können“.
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NRW koordiniert die Bund-Länder-Arbeitsgruppe der Familienminister im Bereich der Kitas. Die Arbeitsgruppe will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten zu ihrem nächsten Treffen am 30. April konkrete Vorschläge zur schrittweisen Rückkehr der Kitas in den Normalbetrieb machen. „Ziel sollte es sein, bis zu den Sommerferien möglichst viele Kinder in die Kitas zu holen, um ihnen frühkindliche Bildung und soziale Kontakte zu ermöglichen“, sagte Stamp.
Improvisierte Lösungen für Kitas und Eltern
Wann es bundesweit wieder zum Normalbetrieb komme, sei derzeit aber völlig offen. Ein bundesweit einheitliches Vorgehen sei aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslagen und Entwicklungen in den Ländern unrealistisch. „Kitas und Eltern werden sich auf eine lange Zeit mit improvisierten Lösungen einstellen müssen“, so Stamp. Grund dafür sei unter anderem der verschärfte Personalmangel, weil auch ein Teil der Erzieher zur Risikogruppe gehöre und vorläufig ausfalle.“
Kern der Empfehlungen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe sind Vorschläge zum Alltagsbetrieb in den Kitas für die kommenden Monate: „Die allgemein geltenden Abstandsregeln können in Kitas nicht gelten, weil Kleinkinder Körperkontakt brauchen“, stellte Stamp klar. „Deshalb müssen Kitas ein besonders klares Hygienekonzept haben. Dazu gehören nicht nur häufiges Händewaschen, Lüften und Desinfizieren, sondern auch strikte Hygiene-Regeln für Eltern, die ihre Kinder bringen und abholen.“