Düsseldorf. NRW-Gesundheitsminister Laumann will Hochbetagte in Alteneinrichtungen vor Ansteckung schützen, aber nicht bis ans Lebensende isolieren. Was tun?
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will mit Hilfe von Experten das Besuchsverbot in Alten- und Pflegeheimen lockern. „Das sind ja alles Menschen mit einer ohnehin noch sehr verkürzten Lebenserwartung. Wir müssen alles daran setzen, dass sie ihre restliche Lebenszeit nicht in Isolation verbringen müssen“, sagte Laumann am Mittwoch.
Er habe Professor Markus Zimmermann von der Bochumer Hochschule für Gesundheit gebeten, eine Besuchsstrategie für Heime in der Corona-Krise zu entwickeln. „Ich habe noch keine Idee, aber wir arbeiten dran“, bekannte Laumann.
Auch interessant
Laumann sieht noch keine Alternative zum Besuchsverbot
In NRW sind bereits 188 Alten- und Pflegeheime vom Coronavirus in Mitleidenschaft gezogen worden. 608 Personen sind infiziert, 1280 unter Quarantäne. Es gebe zum Besuchsverbot bislang „keine Alternative“, um die größte Risikogruppe der Hochbetagten und das dringend benötigte Pflegepersonal zu schützen, sagte Laumann.
Der Minister zeigte sich offen für Desinfektionschleusen oder die Pflicht zur Schutzausrüstung für Besucher. Bislang reichten die Materialien dafür noch nicht aus.
NRW will Aufnahmestopp wegen Corona verhindern
Auch interessant
Allerdings gibt es Hoffnung: Die Landesregierung hat erstmals in der Bielefelder Automotive-Firma Freist ein Unternehmen gefunden, das exklusiv für NRW bis Ende Juli rund 29 Millionen Mund-Nase-Schutzmasken produziert. Anders als Bayern oder Niedersachsen will Laumann einen Aufnahmestopp von neuen Bewohnern in Altenheimen unbedingt verhindern. Häufig gebe es für betroffene Familien keine Möglichkeit zur häuslichen Betreuung. In den Krankenhäusern, die möglichst viele Betten freihalten müssen, könnten die Hochbetagten auch nicht bleiben.
Der Gesundheitsminister hat sich derweil gegen Überlegungen ausgesprochen, ältere Menschen von Lockerungen der aktuell strengen Kontaktverbote auszunehmen. „Ausgangssperren am Lebensalter von Menschen fest zu machen, finde ich problematisch“, so Laumann. Das Alter sage nichts über den Gesundheitszustand aus. „Es gibt 70-Jährige, die das Virus besser überstehen als mancher 50-Jährige.“