Essen. Rund 171.000 Stunden steckten Autofahrer laut ADAC-Staubilanz 2019 im Stau fest. Die meisten Staus gab es auf einer Autobahn im Ruhrgebiet.
NRW belegt in der aktuellen ADAC-Staubilanz erneut den Spitzenplatz. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller bundesweiten Stauereignisse entfiel 2019 auf das ohnehin verkehrsreichste Bundesland, obwohl an Rhein und Ruhr nur rund ein Sechstel des deutschen Fernstraßennetzes verläuft. Auch bei den Staukilometern (32 Prozent) und Staustunden (33 Prozent) liegt Nordrhein-Westfalen im Ländervergleich vorn. Ein Überblick.
Auf welchen NRW-Autobahnen gab es die meisten Staus?
Besonders belastet waren in NRW im vergangenen Jahr wieder die Autobahnen A 1, A 40, A 3 und A 46. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war die A 40 zwischen Essen und Dortmund (15.940 Meldungen). Bezogen auf die Anzahl der Staukilometer je Kilometer Autobahn lag der Abschnitt auch bundesweit vorne. Auch der A 40-Abschnitt zwischen Duisburg und Essen schaffte es in die Spitzengruppe. Am längsten im Stau steckten Autofahrer in NRW auf der A 1 zwischen Köln und Dortmund, nämlich insgesamt 12.753 Stunden.
Wie lange steckten Autofahrer 2019 im Stau?
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Laut ADAC-Verkehrsdatenbank sank die Anzahl der Staumeldungen auf den mehr als 2200 NRW-Autobahnkilometern leicht von fast 264.000 (2018) auf gut 253.000 Staumeldungen. Die Gesamtstaudauer stieg allerdings deutlich an (plus elf Prozent). Rund 171.000 Stunden steckten Autofahrer 2019 in Stau und stockendem Verkehr fest (2018: 154.000). In Summe ergaben alle Stauereignisse in NRW eine Länge von knapp 453.000 Kilometern (2018: 486.000).
Wie verteilten sich die Staus im Jahr?
Der Tag mit den meisten Staumeldungen (1634) in NRW war der 8. Oktober, ein Dienstag. Am Montag, den 18. November summierten sich die Staus in NRW auf die größte Gesamtlänge von 3277 Kilometern. Die Staudauer erreichte am 19. Februar mit 2143 Stunden den Maximalwert. Stau-Monat des Jahres war der Oktober mit den meisten Staumeldungen (26.032) und den meisten Staukilometern (46.152). Bei der Staudauer lag der Februar mit 21.152 Stunden vorne. Deutschlandweit waren der 18. April (Gründonnerstag), 29. Mai (Mittwoch vor Christi Himmelfahrt), 2. August und 2. Oktober (Mittwoch vor dem Tag der Deutschen Einheit) mit einer Gesamtlänge von jeweils rund 8000 Kilometern Stau und stockendem Verkehr die staureichsten Tage 2019.
Was macht NRW zum Stauland Nummer eins?
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ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold sieht drei Gründe für das hohe Stauaufkommen: „Die gewaltigen Pendlerströme und der starke Transitverkehr in NRW sorgen in Kombination mit der hohen Anzahl von Baustellen unverändert für großes Staupotenzial“, urteilt Suthold. Die tägliche Verkehrsbelastung liege in NRW 22 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.
Ist Besserung in Sicht?
Nein. Eine Besserung ist kaum in Sicht. Zwar habe NRW in den letzten Jahren deutlich mehr in die Modernisierung des Autobahnnetzes investiert, so ADAC-Experte Suthold. Auch beim Baustellenmanagement habe es Fortschritte gegeben. Doch die Bedeutung NRWs als Industriestandort mit entsprechend starkem Liefer- und Güterverkehr werde neben den Pendlerströmen auch künftig weiter zu Engpässen „auf einem nahezu unveränderten Autobahnnetz“ führen. Ein Schwachstelle seien zudem die vielen maroden Brücken, die inzwischen nach und nach saniert würden. Suthold: „Bauzeit ist Stauzeit.“ Erst ab 2030 könne es sich in NRW wieder etwas entspannen, wenn der Investitionsstau abgebaut sei und große Bauprojekte abgeschlossen seien.
Wie können Staus verringert werden?
Durch deutlich günstigere ÖPNV-Tarife und den schnellen Ausbau von Park & Ride-Parkplätzen am Stadtrand. Beides jedenfalls fordert der ADAC. Doch auch Arbeitgeber könnten zu weniger Staus beitragen, glaubt der Verkehrsclub. Etwa indem sie flexiblere Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und Home Office ermöglichten. Experte Suthold: „Theoretisch könnte der Pendlerverkehr um 20 Prozent gesenkt werden, wenn jeder Arbeitnehmer - sofern es sein Job zulässt - einen Tag pro Woche zu Hause arbeitet.“ Laut jüngster NRW-Pendlerstatistik pendelten 2018 rund 4,73 Millionen Berufstätige in NRW über die Grenzen ihres Wohnortes hinweg zur Arbeit – 700.000 mehr als 2010.
Wie misst der ADAC die Staus?
Der Autofahrerclub verlässt sich bei seinen Berechnungen auf Angaben von Speditionen und Nutzern von Navigationsgeräten, Smartphone-Apps und auf Polizei-Meldungen. Zudem liefern rund 300.000 Lkw ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen von deutschen Straßen.
Gibt es Kritik an den ADAC-Daten?
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Alljährlich kommt es zum Konflikt mit der Landesregierung über die Stauzahlen. Das Land wertet die Daten von rund 2500 Messschleifen in den Autobahnen aus. Ein Stau beginnt danach bei einer gemessenen mittleren Geschwindigkeit von 35 km/h ab 1000 Meter Staulänge. Im vergangenen Jahr kam es zu einer Riesendifferenz. Der ADAC zählte 486.000 Kilometer Stau, das Land 103.000 Kilometer. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) korrigierte die Landeszahlen später leicht nach oben.
Wie war die Stau-Lage 2019 bundesweit?
Insgesamt sank die Zahl der Stauereignisse auf deutschen Autobahnen auf rund 708.500 (2018: 745.000). Die gemeldeten Staulängen summierten sich auf etwa 1,42 Millionen Kilometer Stau und stockenden Verkehr (2018: 1,53 Millionen). Im Vergleich zu 2018 nahmen die erfassten Stauereignisse damit um rund fünf Prozent ab, die Staukilometer um rund sieben Prozent.