Bochum/Düsseldorf. Um Einsamkeit zu bekämpfen, wollen CDU und FDP Pflegeeinrichtungen zu Treffpunkten für ganze Stadtteile machen. Grünen und SPD reicht das nicht.
Menschen im Ruhrgebiet sind nach Einschätzung der Bochumer Einsamkeitsforscherin Susanne Bücker besonders anfällig für Vereinsamung. „Hier ballen sich die Risikofaktoren“, sagte Bücker im Gespräch mit der WAZ.
Zu den Gründen zählt die Wissenschaftlerin zum einen den hohen Seniorenanteil im Ruhrgebiet – etwa 22 Prozent der Bürger sind über 65 Jahre alt, NRW-weit sind es rund 20,6 Prozent. Weitere Faktoren seien das hohe Armuts- und Arbeitslosenrisiko sowie der große Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, die laut Bücker „häufig mehr Schwierigkeiten haben, in der Gesellschaft zu navigieren“.
Grüne: Land kürzt zu viele Mittel
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Wie aus Daten des Deutschen Alterssurveys hervorgeht, sind bundesweit 9,1 Prozent der Menschen in Privathaushalten zwischen 40 bis 89 Jahren von Einsamkeit betroffen. Bei den Menschen zwischen 85 und 89 Jahren sind es 14,7 Prozent. Josef Neumann, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, forderte die Landesregierung auf, „endlich aktiv zu werden“ und schnell Maßnahmen gegen Vereinsamung umzusetzen. Als Beispiele nannte Neumann die Förderung von Mehrgenerationenhäusern, mehr Begegnungen zwischen Alt und Jung in Kitas und eine finanzielle Stärkung der Seniorenbüros, Seniorenbeiräte und Landesseniorenvertretung.
NRW-Grünen-Chef Felix Banaszak appellierte an das Land, die Selbstbestimmtheit älterer Menschen durch Wohn- und Pflegeformen im direkten Lebensumfeld zu fördern. „Die schwarz-gelbe Landesregierung macht genau das Gegenteil“. Laut Banaszak kürzt sie zu sehr bei Landesmitteln für bewährte Projekte wie „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ (ZWAR), bei dem sich Senioren eigenständig vernetzen. Auch kritisiert der Grünen-Vorsitzende Kürzungen im „Landesförderplan Alter und Pflege“, mit dem unter anderem Projekte gegen Vereinsamung im Alter unterstützt werden.
CDU und FDP wollen Pflegeeinrichtungen umbauen
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„Wir haben das Problem erkannt“, entgegnet Britta Oellers, Seniorenbeauftragte der CDU-Fraktion. „Einsamkeit im Alter lässt sich aber nur vor Ort lösen - in den Stadtvierteln, durch lokale Angebote und direkte, aufsuchende Ansprache der potenziell einsamen Menschen.“ Zentral sei es deshalb, Kommunen bei einer altersgerechten Quartierentwicklung zu unterstützten.
Um dieses Ziel zu erreichen, investiere das Land jährlich drei Millionen Euro in das neue Förderprogramm „Miteinander und nicht allein!“. So wolle man Pflegeheime zum Ankerpunkt von Stadtteilen machen, sagt Susanne Schneider, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. „Wir wollen stationäre Pflegeeinrichtungen zu Treffpunkten entwickeln, die Menschen Gemeinschaft und Versorgung anbieten.“