Düsseldorf. NRW wagt einen „Schritt aus der digitalen Steinzeit“ heraus und bietet den Lehrern im Land die neue Arbeitsplattform „Logineo“ an.
Nach jahrelanger Verzögerung durch technische Probleme stellt NRW als erstes Bundesland seinen rund 200.000 Lehrern ab sofort eine digitale Arbeitsplattform zur Verfügung. „Logineo NRW“ ermöglicht den Pädagogen zum Beispiel das rechtssichere Senden und Empfangen von dienstlichen Mails. Sie müssen dafür nicht mehr ihre privaten Accounts nutzen. „Logineo“ erleichtert auch die schulische Terminplanung und bietet die Möglichkeit, sensible Daten zu schützen sowie Unterrichtsmaterial zu speichern. Zunächst sollen 140 Schulen pro Monat in das Programm aufgenommen werden. Bis 2022 könnte „Logineo“ den Plänen zufolge allen Schulen in NRW kostenlos zur Verfügung stehen.
„Endlich. Logineo ist da und funktioniert auch“, schwärmte NRW-Schul-Staatssekretär Mathias Richter bei der Vorstellung der neuen digitalen Lehrer-Plattform. Eine Zeitlang schien es, als würde „Logineo“ nie kommen und nie funktionieren. Pleiten, Pech und Pannen begleiteten das im Jahr 2015 begonnene Projekt. Am Ende scheint doch alles gut zu werden: Kein anderes Bundesland treibt die Digitalisierung des Lehrerzimmers so voran wie NRW mit „Logineo“. Und eines Tages, so heißt es, könnten auch Schüler diese Plattform im Schulalltag nutzen.
„Schritt aus der digitalen Steinzeit heraus“
Die Vision vom sicheren und schnellen Datenaustausch an Schulen wird langsam Wirklichkeit, das lange unvollendete Projekt ist tatsächlich reif für die Schule. „Wir haben Logineo seit Herbst 2018 auf Herz und Nieren getestet, zunächst an 20 Schulen in NRW, quer durch alle Schulformen“, erklärte Richter. Normale Arbeitnehmer würden wohl lächeln, wenn man ihnen einen Dienst-Mailadresse und eine betriebsinterne Plattform in Aussicht stellen würde. Die meisten haben das längst, aber für Lehrer sind diese Selbstverständlichkeiten noch etwas Besonderes. Der Staatssekretär spricht jedenfalls von einem „Schritt aus der digitalen Steinzeit heraus“.
„Logineo“ bietet den Lehrern Zugriff auf viele Anwendungen. Sie können mittels dienstlicher E-Mail-Adressen rechtssicher kommunizieren, Termine organisieren und Unterrichtsmaterial in einem geschützten Cloudbereich austauschen. In einem „Datensafe“ können sensible persönliche Daten gespeichert und bearbeitet werden. Im Prinzip an jedem PC oder Tablet. Die Schulen erhalten – wenn sie es wünschen – die Zugangsdaten für „Logineo“ vom Land NRW und können dann loslegen. Später könnten auch die Schüler hinzukommen und auf der Plattform digitale Schulbücher nutzen. Theoretisch habe „Logineo“ sogar das Potenzial, den ganzen Unterricht über diese Plattform laufen zu lassen, sagte ein Experte des Schulministeriums. Ob das aber gewünscht sei, bezweifelt Staatssekretär Richter. Er weiß, dass viele Lehrer noch Angst haben vor der Digitalisierung und „Logineo“ möglicherweise zunächst als Problem ansehen und nicht als Lösung.
Gewerkschaften fordern digitale Endgeräte für alle Lehrer
5,8 Millionen Euro hat die Entwicklung von „Logineo“ gekostet, und die Kosten für die Nutzung werden auch vom Land übernommen. Gewerkschaften wie der Verband Bildung und Erziehung in NRW begrüßen die Einführung der Plattform. Sie fordern aber, die Lehrer nun auch mit digitalen Dienstgeräten auszustatten. Der Verband „Lehrer NRW“ warnte Pädagogen sogar davor, „Logineo“ mit privaten Geräten zu nutzen. Auf diesen seien sensible Daten nicht ausreichend geschützt.