Essen. Ein szenebekannter Rassist und Antisemit war zu Gast in Essen. Mitglieder von selbsternannten Bürgerwehren posieren mit ihm auf Fotos.
In einer von Mitgliedern der selbsternannten Essener Bürgerwehr „Steeler Jungs“ besuchten Gaststätte soll am 12. November ein bekannter neonazistischer Liedermacher aufgetreten sein. Das berichtet das antifaschistische Bündnis „Essen stellt sich quer“ in einem Blog-Eintrag.
Aus diesem Eintrag geht hervor, dass der Berliner Michael Regener die Sportsbar „300“ in Steele zumindest besucht hat, ob er ein Konzert gegeben hat, geht daraus nicht hervor. Der Besuch Regeners macht aber die immer intensivere Vernetzung der Bürgerwehr-Szene in NRW mit neonazistischen Kreisen deutlich.
Glühender Antisemit und Rassist
Regener, ein glühender Antisemit und Rassist, ist der ehemalige Sänger der Band „Landser“, die in Neonazi-Kreisen Kultstatus hat. Die Band wurde wegen ihrer volksverhetzenden Texte 2003 zur kriminellen Vereinigung erklärt, Regener zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Aktuell tritt er als Solist und als Sänger der Band „Die Lunikoff Verschwörung“ auf.
Am 11. November gastierte er auf Einladung der neonazistischen Kleinstpartei „Die Rechte“ in Dortmund. Am darauffolgenden Abend war er zumindest Gast in der Essener Sportsbar „300“. Bilder, die „Essen stellt sich quer“ aus öffentlich einsichtigen Facebook-Profilen kopiert hat, zeigen den Neonazi Arm in Arm mit Gästen aus dem Spektrum der Essener Bürgerwehren. Auf den Bildern trägt Regener ein T-Shirt mit dem Aufdruck „White Knights Mississippi“, einer dem rassistischen Ku-Klux-Klan zugehörigen US-Organisation.
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Für das Bündnis „Essen stellt sich quer“ zeigt der Besuch, dass die Szene in Essen „keinerlei Berührungsängste mit Rechtsradikalen hat“. Der Essener Polizei war der Besuch Regeners nicht bekannt, die Betreiberin der Sportsbar äußerte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht.
Vernetzung mit der neonazistischen Szene
In den vergangenen Monaten ist die Vernetzung zwischen selbsternannten Bürgerwehren wie den „Steeler Jungs“ oder der Düsseldorfer „Bruderschaft Deutschland“ und der offen neonazistischen Szene immer intensiver geworden. Parteimitglieder der Neonazi-Partei „Die Rechte“ oder der NPD liefen Anfang August bei einem „Spaziergang“ der „Steeler Jungs“ mit, bei einer Demonstration in Mönchengladbach Anfang September marschierten Mitglieder von Nazi-Organisationen wie der „Volksgemeinschaft Niederrhein“ aus Kamp-Lintfort neben Neonazi-Kadern aus Essen und Dortmund und Vertretern diverser selbsternannter Bürgerwehren unter anderem aus Düsseldorf, Essen und Herne.
Der Landesverfassungsschutz hat die Bürgerwehr-Szene im Blick. Die Nähe zu offen neonazistischen Kreisen ist für die Sicherheitsbehörden keine Überraschung: Die im Wesentlichen aus Hooligans, Rockern und Türstehern zusammengesetzten Gruppen zeigten, dass sie „Abgrenzung vom Rechtsextremismus als irrelevant oder gar als falsch ansehen“, urteilt der Landesverfassungsschutz. Rechtsextremisten begrüßten diese Entwicklung und überlegten, wie „man diese überwiegend fremdenfeindlich motivierten Proteste weiter radikalisieren kann“, heißt es im aktuellen Verfassungsschutzbericht.