Düsseldorf. Die Handwerkskammer Düsseldorf fordert Konsequenzen nach dem Scheitern des Regionalverbandes Ruhr. In Essen gebe es kaum mehr Platz für Gewerbe.

Die Handwerkskammer Düsseldorf, deren Bezirk weit ins Ruhrgebiet hineinragt, übt wegen des Scheiterns der Regionalplanung im Revier fundamentale Kritik am verantwortlichen Regionalverband Ruhr (RVR). „Das ist Behördenversagen erster Ordnung und ein politischer Offenbarungseid“, sagte Kammer-Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann bei der Vorstellung des Herbstgutachens der Handwerker.

Im Regierungsbezirk Düsseldorf gebe es praktisch keine Gewerbeflächen mehr. Besonders dramatisch sei aber die Lage im Ruhrgebiet. In Essen stünden beispielsweise „keine 1000 Quadratmeter“ mehr zur Verfügung. Daher müsse schnell ein neuer Regionalplan her, der neue Gewerbeflächen ausweist. „Sonst kommt die Region nicht aus der Problemzone heraus“, so Fuhrmann. Für Kammerpräsident Andreas Ehlert ist das Planungsdesaster sogar ein Anlass, „über Grundsätzliches zu streiten“. Die ganze Regionalverwaltung mit drei Bezirksregierungen und einem Regionalverband gehöre auf den Prüfstand.

„Im Revier fehlt der Blick auf das Wesentliche“

Unzufrieden sind die Handwerker auch mit der Regionalpolitik der Landesregierung an der Ruhr. Im Ruhrgebiet und im Rheinischen Braunkohlerevier werde „viel mit Geld herumjongliert, Dutzende von Projektideen schwirren durch die Luft“, so Ehlert. Aber es fehle der Blick auf das wirklich Wichtige, vor allem auf Gewerbeflächen, Bürokratieabbau, bezahlbare Energie und eine bessere berufliche Bildung. „Da muss mehr Zug rein, wenn das Ruhrgebiet auf die Erfolgsspur kommen soll“, so Ehlert. Er zielte damit offensichtlich auf die Ruhrkonferenz der Landesregierung, die die Region voranbringen soll.

Besorgnis erregend ist nach Einschätzung der Kammer mit ihren rund 320.000 Beschäftigten auch die aus ihrer Sicht „einseitige Fokussierung der Landesregierung“ auf den Wohnungsbau. Laut einer neuen Studie der Uni Duisburg-Essen am Beispiel Düsseldorf verdrängt der Wohnungsbau Handwerk und Gewerbe immer mehr aus den Zentren der Städte. Vielerorts werde jedes geeignete Grundstück sofort für Wohnungen vorgesehen. „Hier sind Maß und Mitte verloren gegangen“, schimpfte Ehlert. „Maß und Mitte“ ist das zentrale Motto der NRW-Landesregierung.

Handwerk steht wirtschaftlich solide da

Insgesamt steht das Handwerk zwischen Mönchengladbach, Essen, Kleve und Wuppertal im dritten Jahr in Folge wirtschaftlich hervorragend da. Trotz der konjunkturellen Abkühlung seien die meisten Betriebe in einer „robusten“ Verfassung. Das Kfz-Gewerbe leide allerdings unter der Absatzkrise der Autoindustrie. Auch die Branche „Sanitär, Heizung und Klima“ habe Probleme, weil die Details zum Klimapaket der Bundesregierung und damit zu künftigen Regeln und möglichen Förderungen fehlten.