Düsseldorf. Warum bei der von Ministerpräsident Laschet angeschobenen Spendenaktion 50.000 Euro der NRW-Bank nie in Frankreich angekommen sind.

Als am 15. April die Pariser Kathedrale Notre-Dame in Flammen stand, reagierte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) persönlich tief getroffen. Noch am selben Abend zeigte sich der Regierungschef im Kurznachrichtendienst Twitter äußerst ungehalten, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk trotz des Brandes seine Programmroutine durchzog. „Millionen Menschen fiebern mit der Kirche Notre-Dame in Paris, einem der bedeutendsten kulturellen Orte in Europa. Warum muss man CNN einschalten, während die ARD Tierfilme zeigt?“, empörte sich Laschet.

Gleich am nächsten Tag startete der Ministerpräsident eine Spendenaktion. Notre-Dame sei Nordrhein-Westfalen „näher als Berlin“. Die Deutsche Unesco-Kommission in Bonn richtete auf Bitten der Staatskanzlei ein Hilfskonto ein, auf das Bürger und Unternehmen unter dem Stichwort „NRW für Notre-Dame“ Geld für den Wiederaufbau einzahlen sollten. Der Ministerpräsident erklärte, er persönlich habe am Telefon bereits Spendenzusagen großer NRW-Unternehmen eingeworben: Evonik werde 100.000 Euro geben, Thyssen-Krupp, RWE, Eon und die landeseigene NRW-Bank jeweils 50.000 Euro.

Ministerpräsident warb die Großspenden persönlich telefonisch ein

Offenbar sind nach dem verheißungsvollen Start der Aktion insgesamt jedoch „nur“ rund 400.000 Euro zusammengekommen. Das klingt bei einem Bundesland mit 18 Millionen Einwohner nicht nach einer riesigen Welle der Hilfsbereitschaft, zumal weltweit Spendenzusagen über 850 Millionen Euro gemacht wurden, aber immerhin gilt die Geste der deutsch-französischen Freundschaft als Wert an sich.

Wie die „Rheinische Post“ nun jedoch enthüllte, fließen die angekündigten 50.000 Euro der NRW-Bank gar nicht nach Frankreich. „Eine direkte Überweisung an das Spendenkonto kam insofern nicht in Frage, weil die Richtlinien zum gesellschaftlichen Engagement der NRW-BANK einen NRW-Bezug vorsehen“, bestätigte ein Sprecher des Geldinstituts am Dienstag auf Anfrage. War das bei der Spendenzusage an Laschet nicht bedacht worden?

Die Staatskanzlei versuchte am Dienstag vielmehr den Eindruck zu erwecken, es sei der NRW-Bank bei ihrem Förderversprechen bloß um „im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau von Notre-Dame stehende Initiativen“ gegangen. So fließen die 50.000 Euro nun ins Münsterland statt nach Paris: Gemeinsam mit der Akademie des Handwerks des Schlosses Raesfeld sei die Idee entwickelt worden, im Rahmen des Studiengangs „Restaurator im Handwerk“ eine 15-tägige Praxisschulung zu den im Mittelalter gebräuchlichen Handwerkstechniken für die Handwerksberufe Maurer, Schmied, Schlosser, Steinmetz, Bildhauer und Zimmerer anzubieten.