Düsseldorf. . Ein Syrer verbrennt in der Klever JVA. Dort sitzt er wegen einer Verwechslung ein. Jetzt gibt es Hinweise auf bewusste Datenmanipulationen.
Im Fall des im vergangenen September in seiner Zelle in der Klever JVA verbrannten Syrers Amad A. gibt es neue Ungereimtheiten. Wie die WDR-Magazine Monitor und Westpol berichten, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der junge Mann nicht wie bislang angenommen wegen einer tragischen Verwechslung im Gefängnis landete, sondern dass Datensätze bewusst manipuliert wurden.
Laut der offiziellen Version des NRW-Innenministeriums war der junge syrische Kurde in Kleve aufgrund einer Verwechslung inhaftiert gewesen. Er war Anfang Juli in Geldern wegen angeblicher sexueller Belästigung festgenommen worden.
Verwechslung fiel zwei Monate nicht auf
Die Polizei hielt Amad A. demnach zunächst für einen mutmaßlichen Vergewaltiger, dann für einen namensgleichen afrikanischen Kleinkriminellen aus Mali, nach dem die Staatsanwaltschaft in Hamburg fahndete. Die Verwechslung fiel zwei Monate lang nicht auf.
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Nach der offiziellen Version hatte die Polizei Kleve nach einer Datenabfrage angeblich einen Treffer erzielt, weswegen man den jungen Syrer fälschlicherweise für einen von der Staatsanwaltschaft Hamburg per Haftbefehl gesuchten Malier hielt. Demnach wären beide Personen unter dem gleichen Namen „Amed Amed“ auffindbar gewesen.
Datenverbindung gab es offenbar nicht
Monitor und Westpol berichten jetzt von einem Schreiben des Landeskriminalamtes in Hamburg. Demzufolge hätte es am Tag der Verhaftung bei der Datenabfrage „keinen Treffer auf den Datensatz“ des per Haftbefehl gesuchten Maliers „geben dürfen“, weil es eine solche Datenverbindung zu diesem Zeitpunkt nicht gab.
Aus den Ermittlungsakten gehe hervor, dass der Aliasname „Amed Amed“ in den Datenbanken erst nachträglich, drei Tage nach der Verhaftung von Amad A. dem Malier zugeordnet worden sei.
IT-Expertin: Hinweise auf „vorsätzliche Manipulation“
Die WDR-Magazine zitieren zudem eine IT-Expertin, der eine weitere Ungereimtheit aufgefallen ist: Der Aliasname „Amed Amed“ sei für den Malier nicht als neue Aliaspersonalie angelegt worden.
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Stattdessen sei ein schon bestehender Aliasname gelöscht und durch „Amed Amed“ ersetzt worden. Sie gehe davon aus, „dass es eine vorsätzliche Veränderung, also vorsätzliche Manipulation dieses Datensatzes war, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen“.
Auch an dem vom Innenministerium vorgelegten offiziellen Brandgutachten gibt es erhebliche Zweifel.
Untersuchungsausschuss beschäftigt sich mit dem Fall
Derzeit beschäftigt sich ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Landtags mit dem Todesfall in der Klever JVA. Der rechtspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion Stefan Engstfeld will nun unter anderem in Erfahrung bringen, ob es sich bei der Verwechslung um „Schlamperei, einen technischen Defekt oder Absicht gehandelt hat“, wie er unserer Redaktion sagte.
Am 10. April sollen in einer Sondersitzung des Untersuchungsausschusses Zeugen bei der Polizei benannt werden, bei der nächsten regulären Sitzung am 30. April soll die Staatsanwaltschaft Kleve vor den Ausschussmitgliedern Rede und Antwort stehen.