Düsseldorf. . NRW macht Ernst mit der Landarztquote: Ab sofort können sich Interessierte für einen der 145 neuen Medizinstudium-Plätze für Landärzte bewerben.

NRW ist das erste Bundesland, das eine Landarztquote einführt. Das Bewerbungsverfahren ist gestartet. Noch bis zum 30. April können sich Interessierte auf einen der 145 für das Wintersemester 2019/20 zur Verfügung stehenden Medizinstudienplätze bewerben. Das funktioniert über die Adresse www.landarztgesetz.nrw.

Im Rahmen der Landarztquote werden 7,6 Prozent der Medizinstudienplätze in NRW an Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach dem Studium und der Arzt-Weiterbildung für zehn Jahre in einer unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Region als Hausärzte zu arbeiten. Wer den Vertrag bricht, der muss 250.000 Euro Strafe an das Land zahlen.

Medizin auch ohne Spitzenabi

„Hausärzte sind die Basis und das Herz jeder medizinischen Versorgung. Und das muss auch in Zukunft so sein. Diese Herausforderung gehen wir unter anderem mit der Landarztquote an“ sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch.

„Wir zwingen niemanden aufs Land“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
„Wir zwingen niemanden aufs Land“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). © Socrates Tassos

Laumann weiter: „Wir zwingen niemanden aufs Land. Doch diejenigen, die sich vorstellen können, als Hausärztin oder Hausarzt in einer unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Region tätig zu werden, sollen eine Chance auf einen Medizinstudienplatz bekommen. Auch ohne Spitzenabitur, aber mit einer entsprechenden Motivation für die gesundheitlichen Belange der Menschen auf dem Land. Ein guter Hausarzt muss nicht nur fachlich qualifiziert sein, er muss auch Empathie und Sozialkompetenz als Schlüsselfaktoren des ärztlichen Berufs mitbringen.“

„Mitgefühl“ zählt bei der Auswahl

Das Bewerbungsverfahren ist zweistufig. In der ersten Stufe wird die Abiturdurchschnittsnote mit 30 Prozent, der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) mit 30 Prozent und eine Ausbildung bzw. berufliche oder praktische Tätigkeiten mit 40 Prozent gewichtet. Im Rahmen der zweiten Stufe gibt es im Juni so genannte strukturierte Auswahlgespräche, in denen zum Beispiel Empathie und Sozialkompetenz der Bewerber gewichtet werden.

255 neue Ärzte, aber 508 hörten auf

Der Hausarztmangel hat besonders auf dem Land Besorgnis erregende Dimensionen angenommen. Mehr als die Hälfte der Hausärzte sind älter als 55 Jahre. In NRW werden jedes Jahr rund 2.000 Ärzte ausgebildet, von denen aber nur rund zehn Prozent Allgemeinmediziner werden, erklärt das Gesundheitsministerium.

Gegenüber den rund 200 neuen Hausärzten im Jahr gehen deutlich mehr als 400 Hausärzte in den Ruhestand. Alleine im Jahr 2018 waren es 508 im Vergleich zu 255 neuen allgemeinmedizinischen Facharztanerkennungen in diesem Zeitraum.

Der Chefausbilder der Uniklinik Essen hatte vor Kurzem gegenüber dieser Redaktion gesagt, dass seiner Ansicht nach zu viele Leute zum Arzt gehen. Wenn die nicht kämen, bliebe mehr Zeit für akute Fälle. Er schlug vor, medizinische Assistenten für die Praxen zu gewinnen, die die „leichten“ von den „schweren“ Fällen trennen.