Düsseldorf/Essen. . Medizin-Studenten sollen sich für zehn Jahre verpflichten in ländlichen Regionen zu arbeiten. Wer den Vertrag bricht, soll hart bestraft werden

Etwa 2000 Ärzte werden jedes Jahr in NRW ausgebildet. Aber nur jeder Zehnte wird Allgemeinmediziner. Weil dieser Anteil viel zu niedrig ist und besonders auf dem Land Hausärzte fehlen, plant die Landesregierung die Einführung einer „Landarztquote“. Dadurch wird sich zwar zunächst nicht die Zahl der Medizin-Studienplätze insgesamt erhöhen. Aber der Anteil der Studenten, die sich für eine Laufbahn als Landarzt entscheiden, soll steigen. Zudem soll es künftig an jeder Medizinfakultät in NRW eine W3-Professur für Allgemeinmedizin geben. Die wichtigsten Eckpunkte:

Verpflichtung zum Landarzt:

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kündigte an, dass es für Vertragsbrecher harte Strafen gebe.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kündigte an, dass es für Vertragsbrecher harte Strafen gebe. © Britta Pedersen

Die Bewerber verpflichten sich, nach dem Studium zehn Jahre in einer „unterversorgten Region“ als Hausarzt zu arbeiten. Derzeit ist die hausärztliche Versorgung in rund 150 zumeist kleineren NRW-Kommunen bedroht. Wer den Vertrag bricht und doch nicht als Landarzt arbeitet, soll bestraft werden. „Das wird teuer“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Die Strafe soll etwa so hoch sein, wie die Kosten eines Medizinstudiums, und die liegen bei rund 250 000 Euro.

Angebot für alle:

Auch Bürger aus anderen Bundesländern sollen sich bewerben können. Allerdings müssen auch sie sich verpflichten, später in NRW als Hausarzt zu arbeiten. Die Region wird ihnen nicht vorgeschrieben. „Wir hoffen, dass sich ein Klebeeffekt einstellt, wenn die Ärzte erstmal in der Peripherie tätig sind“, sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst.

Neues Quoten-System

Studienplätze in Humanmedizin werden bislang nach folgenden Kriterien vergeben: 20 Prozent der Plätze werden nach der Durchschnittsnote, 20 Prozent nach der Wartezeit und 60 Prozent in einem Auswahlverfahren der jeweiligen Hochschule verteilt. Von der Gesamtzahl der Studienplätze werden aber für bestimmte Personengruppen eine festgelegte Zahl von Studienplätzen vorab abgezogen (Vorabquote). So sind zum Beispiel 2,2 Prozent für Sanitätsoffiziere der Bundeswehr reserviert. Werden die Quoten nicht ausgeschöpft, gehen die Plätze in das normale Vergabeverfahren über, das von der Stiftung für Hochschulzulassung „Hochschulstart.de“ in Dortmund geregelt wird. In Zukunft sollen in einer Vorabquote von 7,6 Prozent Studienplätze an angehende Landärzte vergeben werden. Fernziel ist, die Landarztquote in NRW auf zehn Prozent zu erhöhen, dafür aber müsste der bundesweit gültige Staatsvertrag geändert werden.

Mehr Studienplätze:

In Bielefeld wird eine neue Medizinfakultät für 300 Studierende gegründet. Ein Schwerpunkt dort soll die Allgemeinmedizin sein. Die private Uni Witten/Herdecke bekommt vom Land mehr Geld, um die Zahl der Medizin-Studienplätze auf 168 im Jahr zu verdoppeln.

Die Kritik:

Alexander Hanspach von der Medizinischen Fakultät der Uni Duisburg-Essen, glaubt nicht an einen Erfolg der Landarztquote. „Familien suchen gute Kitas und Schulen für ihre Kinder, Jobmöglichkeiten für den Partner und Freizeitangebote. Das findet man auf dem Land kaum.“ Zudem sei noch unklar, ob die Regelung gerichtsfest ist.

Angebote für ältere Ärzte:

Die Landesregierung will auch „lebensältere“ Ärzte, die in Kliniken arbeiten, aufs Land locken. Höhere Bezügeund eine verkürzte Weiterbildung sind die Lockmittel. Ein Vertrag zwischen Ärztekammern und Krankenkassen soll das ermöglichen.