Düsseldorf . Das Schulministerium hat erstmals den Unterrichtsausfall in NRW nicht nur stichpunktartig erfassen lassen. Das Ergebnis ist überraschend.

An Nordrhein-Westfalens Schulen sind im ersten Halbjahr des laufenden Schuljahres 4,8 Prozent der vorgesehenen Unterrichtsstunden ausgefallen. Dies hat nach Angaben des Schulministeriums die erste landesweit schulscharfe Erfassung des Unterrichtsausfalls ergeben. In dem Wert enthalten seien sowohl ersatzlos ausgefallene Stunden (3,3 Prozent) als auch das sogenannte Eigenverantwortliche Arbeiten (1,5 Prozent), wenn der abwesende Fachlehrer den Schülern nur Aufgaben hinterlässt.

„Ein realistischeres Bild vom Unterrichtsaufall in NRW gab es nie“, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Beim flächendeckenden Verfahren würden Daten über das gesamte Schuljahr hinweg zeitgleich an allen Schulen ermittelt.

„Ein realistischeres Bild vom Unterrichtsausfall gab es nie“: NRW-Schulministerium Yvonne Gebauer (FDP) hat Daten an allen 5000 Schulen im Land erfassen lassen.
„Ein realistischeres Bild vom Unterrichtsausfall gab es nie“: NRW-Schulministerium Yvonne Gebauer (FDP) hat Daten an allen 5000 Schulen im Land erfassen lassen. © Federico Gambarini/dpa

Der Unterrichtsausfall im ersten Halbjahr 2018/19 liegt knapp unter dem Vorjahreswert (5,1 Prozent), der jedoch noch mit Hilfe eines rollierenden Verfahrens nur punktuell erhoben wurde. Die Lehrergewerkschaften, die vor dem Aufwand der schulscharfen Erfassung gewarnt hatten, könnten sich indes durch die ähnlichen Ergebnisse beider Methoden in ihrer Skepsis bestätigt sehen.

Schon lange Streit um Ausmaß des Unterrichtsausfalls

Fast 20 Jahre hatten in NRW Schüler, Eltern, Lehrer und Bildungspolitiker über den Wahrheitsgehalt von Unterrichtsausfall-Statistiken gestritten. Vor allem eine Stichprobe der damals rot-grünen Landesregierung im Schuljahr 2015/16, die nur einen Anteil von 1,8 Prozent ersatzlos ausgefallenen Unterrichts ergeben hatte, wurde heftig diskutiert.

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Die damalige Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) musste sich dafür allerlei Spott gefallen lassen, obwohl sie die Messmethoden ihrer Amtsvorgängerinnen angewendet hatte. Die offizielle, sehr niedrige Ausfallquote brach sich eben an der Alltagserfahrung vieler Mütter und Väter.

Erstmals Daten an allen 5000 Schulen erfasst

Die Entwicklung des Unterrichtsausfalls in Nordrhein-Westfalen
Die Entwicklung des Unterrichtsausfalls in Nordrhein-Westfalen © Schulministerium

Gebauer hat nun erstmals an allen rund 5000 öffentlichen Schulen in NRW die Daten zum erteilten und ausgefallenen Unterricht digital erfassen lassen. In allen Schulbüros sollte eine neue Software aufgespielt werden, um möglichst jede Stunde, die gegeben, vertreten, außerschulisch verplant oder gestrichen wird, ausweisen zu können.

CDU und FDP hatten Wahlkampf eine schulscharfe Unterrichtsausfall-Statistik „auf Knopfdruck“ versprochen und wollten die Geheimniskrämerei beenden. Vom kommenden Jahr an sollen die Zahlen des Unterrichtsausfalls alle drei Monate ausgeworfen werden und auch für jede einzelne Schule sichtbar sein. Die Schulen bekommen eine Stunde pro Woche Arbeitszeit zusätzlich zur Statistikpflege gutgeschrieben, was landesweit 183 Stellen extra ausmacht.