Essen. . Schüler aus NRW klagen über mehr Unterrichtsausfall als bisher angenommen. Im Schnitt 8 von 100 Stunden fallen laut einer ZEIT-Umfrage aus.

Schüler und Eltern aus NRW klagen über einen höheren Unterrichtsausfall als bisher angenommen. Durchschnittlich acht von 100 Schulstunden würden im Monat ersatzlos ausfallen, kritisieren Eltern in einer repräsentativen Umfrage der Wochenzeitung „Zeit“, des Portals „Zeit Online“ und des Marktforschungsunternehmens Statista, die unserer Zeitung vorab vorliegt. Darin beziffern Schüler den Ausfall mit sechs Prozent zwar niedriger – allerdings liegt auch diese Einschätzung deutlich über den zwei Prozent, die die abgewählte rot-grüne Landesregierung zuletzt angeführt hatte.

Auch interessant

3500 Eltern, Schüler und Lehrer hat die „Zeit“ befragt. Bundesweit wird der Anteil der nicht stattgefundenen Stunden mit fünf von 100 angegeben. Dazu kommen nochmals so viele Stunden Vertretungsunterricht. Dieser wird aber oft von fachfremden Lehrern gegeben, wie das Beispiel Biologie zeigt: Zwei Drittel der Lehrer, die laut Umfrage im vergangenen Schuljahr einen Kollegen in Biologie vertraten, waren fachfremd. Auffällig: Eltern mit einem Nettoeinkommen von weniger als 3000 Euro sagen, zwölf Prozent der Stunden fallen aus – Eltern mit einem höheren Einkommen sprechen von drei Prozent.

NRW erfasst den Unterrichtsausfall bislang nur stichprobenartig. In diesem Jahr wird das ausgebaut: Alle zwei Wochen wählt das Land zufällig eine Schule aus, die ausgefallene Stunden für die zurückliegenden 14 Tage angeben muss – so soll ein landesweites Bild entstehen. Ab 2018/19 soll der Unterrichtsausfall schulscharf erfasst werden.

Mit Blick auf die „Zeit“-Umfrage verwies das NRW-Schulministerium auf Maßnahmen, damit weniger Unterricht ausfällt. So stünden rund 60 Millionen Euro für Vertretungsstunden und 4000 Stellen auch für Vertretungsaufgaben zur Verfügung. Zum Schulstart konnten aber 2200 Lehrerstellen nicht besetzt werden.

Gewerkschaften begrüßen Reform

Auch interessant

Als eine Maßnahme, um dringend benötigte Grundschullehrer zu gewinnen, kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch eine Besoldungsreform an. Grundschullehrer werden in NRW schlechter bezahlt als etwa Gymnasiallehrer, obwohl Lehramtsanwärter für alle Schulformen seit 2009 eine gleich lange Ausbildung durchlaufen. Dieses Ungleichgewicht will Gebauer nun beenden. Auch Konrektoren an Grund- und Hauptschulen sollen mehr Geld erhalten.

Die Gewerkschaften GEW und VBE in NRW begrüßten, dass mit der Besoldungsreform eine ihrer Forderungen aufgegriffen werde. VBE-Vorsitzender Udo Beckmann sagte: „Eine gerechte Besoldung aller Lehrkräfte wäre ein entscheidender Schritt gegen Lehrermangel und für mehr Gerechtigkeit im Schulsystem.“ NRW-Vorsitzende der GEW, Dorothea Schäfer gehen die Schritte indes nicht weit genug, um Stundenausfälle zu reduzieren: „Gerade um den kurzfristigen Ausfall besser auffangen zu können, brauchen wir mehr Personal.“ Derzeit unterrichten in NRW rund 160 000 Kräfte – acht Prozent mehr seien nötig.