Düsseldorf. Pensionäre sollen den Lehrermangel in Nordrhein-Westfalen auffangen. Schulministerin Sylvia Löhrmann sucht zudem auch Seiteneinsteiger.
Die Landesregierung möchte wegen des akuten Lehrermangels pensionierte Pädagogen wieder in den Schuldienst locken, und zwar „bis hin zur Vollbeschäftigung“, wie Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) ankündigte. Dazu werde ab sofort die Hinzuverdienstgrenze für Ruheständler bis Ende 2019 aufgehoben. Das heißt, sie dürfen so viel zu ihrer Pension hinzu verdienen, wie sie möchten.
Außerdem sollen verbeamtete Lehrer, die über die Altersgrenze von 65 Jahren hinaus arbeiten möchten, verbesserte Altersbezüge erhalten. Ein weiteres Angebot macht das Ministerium Seiteneinsteigern in den Lehrberuf, die über „nützliche berufliche Vorerfahrungen“ verfügen. Sie dürfen als Tarifbeschäftigte auf ein höheres Einstiegsgehalt hoffen.
NRW stellte 17.844 Lehrer ein
In den vergangenen zwei Jahren seien in Nordrhein-Westfalen insgesamt 17.844 Lehrer neu eingestellt worden, erklärte Löhrmann. Dieser „Rekord“ führe aber dazu, dass der Kreis der Bewerber auf freie Stellen immer kleiner werde. Die Ministerin sagte, man habe „sprichwörtlich jeden Stein umgedreht, um Einstellungshindernisse aus dem Weg zu räumen“.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) beklagt schon lange einen Lehrermangel in NRW. „Die neuen Angebote für Pensionäre und Seiteneinsteiger sind ein klares Signal, dass die Landesregierung mit dem Rücken zur Wand steht“, sagte VBE-Chef Udo Beckmann dieser Zeitung. Bewerber fehlten vor allem an den Grundschulen und in der Sekundarstufe 1.
Angebote an Seiteneinsteiger sieht der VBE kritisch
Ländliche Regionen wie das Sauer- und Siegerland seien besonders betroffen. Aber auch in Großstädten stehen die Bewerber nicht Schlange. So waren zuletzt noch 40 Lehrerstellen in Gelsenkirchen zur Besetzung ausgeschrieben, 32 davon an Grundschulen.
Beckmann glaubt nicht, dass sich viele Pensionäre zur Rückkehr in die Schule animieren lassen. Auch die Angebote an Seiteneinsteiger sieht der Verband kritisch. Für wichtige Aufgaben wie die Inklusion von Kindern mit Behinderungen, die Integration von Flüchtlingskindern und die Digitalisierung brauche man gut ausgebildete Lehrer.