Düsseldorf. . Der Wolf ist zurückgekehrt nach NRW. Sollen die Tiere künftig doch geschossen werden dürfen? Jäger und Naturschützer streiten über das Jagdgesetz

Mit der Rückkehr des Wolfes kommen große Probleme auf NRW zu, warnten am Montag Sachverständige im Umweltausschuss des Landtags. In wenigen Jahren könnten zwischen Rhein und Weser viel mehr Wölfe heimisch werden, als dem Land lieb sein dürfte. Niedersachsen und Sachsen dienten als abschreckendes Beispiel. Die Jagd- und Umweltexperten sollten sich im Ausschuss eigentlich nur mit den Details des geplanten neuen Jagdgesetzes für NRW beschäftigen, aber das Aufreger-Thema Wolf schlich sich wiederholt in die Debatte ein.

Größte Wolfsdichte in Deutschland

Erst seit wenigen Wochen ist NRW offiziell „Wolfsland“ und hat ein „Wolfsgebiet“ am Niederrhein ausgewiesen, in dem nun spezielle Entschädigungsregeln für Tierhalter gelten. Wie sinnvoll das ist, wurde im September in Bottrop klar. Dort hatte eine Wölfin ein Schaf gerissen, wie das Landesamt für Naturschutz (Lanuv) inzwischen bestätigte. 2018 wurden bisher 27 angebliche Wolfsattacken auf Nutztiere gemeldet. In neun Fällen wurde dies bestätigt, fünf Meldungen waren falsch, in 13 Fällen wird noch untersucht.

Josef Tumbrick vom Naturschutzbund Nabu.
Josef Tumbrick vom Naturschutzbund Nabu.

Hans Jürgen Thies, Landesjagdverband NRW
Hans Jürgen Thies, Landesjagdverband NRW

Hans Jürgen Thies vom Landesjagdverband NRW und Peter Markett vom Verband der Berufsjäger NRW deuteten an, dass die eine, nachweislich in NRW schon heimische Wölfin nicht lange alleine durch die Landschaft streifen dürfte. „Alle drei Jahre verdoppelt sich die Wolfspopulation“, sagten sie. Früher oder später werde es zu einer „Entnahme“ dieser Tiere kommen müssen, so Markett.

Wölfe sind derzeit durch europäisches Recht streng geschützt und dürfen nicht gejagt werden. Thies forderte einen bundesweit einheitlichen Umgang mit diesen Räubern. Die weltweit größte Wolfsdichte gebe es nicht in Alaska, sondern in Niedersachsen und Sachsen, wo auf relativ kleiner Fläche 28 beziehungsweise 23 Rudel gezählt werden. „Wir werden das Wettrüsten um den Herdenschutz gegen den Wolf verlieren“, unkte Thies. Und so wird eine alte Forderung aus Jägerkreisen immer lauter, die auch von den CDU/CSU- und FDP-Bundestagsfraktionen unterstützt wird: Wölfe sollten auf die Liste der jagdbaren Arten gesetzt werden.

Naturschützer gegen neues Landes-Jagdrecht

Aus der Sicht von Naturschutzverbänden ist das der völlig falsche Weg. Sie finden schon das geplante neue Jagdgesetz für NRW schrecklich, in dem der Wolf gar keine Rolle spielt. Früher kämpften die organisierten Jäger gegen das ökologische Jagdgesetz der rot-grünen Landesregierung, heute wehren sich die Natur- und Umweltschützer dagegen, dass das geplante neue Jagdrecht einseitig die Jäger bevorzuge.

So soll die Liste der jagdbaren Arten wieder deutlich länger werden und laut dem Naturschutzbund Nabu künftig allein für 50 Vogelarten gelten oder auch für Fischotter und Wildkatze. „Diese Liste muss massiv reduziert werden“, wettert Josef Tumbrick vom Naturschutzbund Nabu. Die Jäger finden hingegen, die Liste müsste viel länger sein. „Für uns gehören alle Wildarten in den Artenkatalog“, forderte Ralph Müller-Schallenberg von Landesjagdverband NRW. Die bedeute noch nicht, dass die Tiere tatsächlich gejagt werden dürfen, aber die Jäger müssten sich dann auch um die Hege kümmern. „Hege geht auch ohne Jagdrecht“, konterte Tumbrinck.

Die Natur- und Umweltschützer reiben sich auch daran, dass es in NRW künftig wieder „Trophäenschauen“, also das Zeigen der Jagdtrophäen geben soll. Außerdem sollen Jäger in NRW künftig nur noch einen Schießübungsnachweis erbringen und keinen „Nachweis einer besonderen Schießfähigkeit“ mit echter Schießprüfung.

Auch Katzen vermehren sich stark

Während der Wolf NRW gerade erst entdeckt, sind verwilderte Hauskatzen praktisch überall im Land zu finden. „Seit der Einführung des Katzentötungsverbots im Jahr 2015 haben sie sich stark vermehrt“, warnen die Kommunen. Oft würden die kranken und geschwächten Katzen in privaten Tierheimen abgegeben, die sich die Pflege gar nicht leisten könnten.