Essen/Hamburg. Die Alternative für Deutschland (AfD) kommt bei den Wählern weiterhin gut an: Zehn Prozent der Wähler würden der eurokritischen Partei ihre Stimme geben. Der Höhenflug der AfD beunruhigt sogar schon Ratingagenturen. Sie fürchten, Deutschland könnte seine Rolle als Krisenmanager verlieren.

Trotz Kritik am rechtspopulistischen Kurs und an eurokritischen Tönen setzt die AfD ihren Höhenflug fort: Die Partei legt in einer aktuellen Umfrage um gleich drei Prozentpunkte zu und kommt demnach jetzt bundesweit auf zehn Prozent. Die SPD sackt im Vergleich zur Vorwoche um zwei Punkte und liegt bei 22 Prozent, während sich die Unionsparteien CDU/CSU um einen Punkt auf 42 Prozent steigern konnten. Die Linken stagnieren bei neun Prozent, jeweils einen Prozentpunkt verloren die Grünen (acht Prozent) und die FDP (zwei Prozent). Dies ergab eine Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag von RTL und „Stern“.

Viele Stimmen von rechten Rand

„Es sind vor allem frühere Anhänger der SPD, die unter dem Eindruck der katastrophalen Niederlage ihrer Partei in Thüringen ins Lager der Nichtwähler abgewandert sind“, sagt Forsa-Chef Manfred Güllner. Der Anstieg der AfD auf zehn Prozent komme durch einen Mitläufer-Effekt zustande, der für Parteien nach Wahlerfolgen oft zu beobachten sei. Außerdem sammele sie zunehmend Stimmen vom rechten Rand. Güllner: „Der Anteil der radikalisierten AfD-Anhänger wird umso größer, je niedriger die Wahlbereitschaft ist."

Die Ratingagentur Standard & Poor’s warnte vor den Folgen eines Aufstiegs der AfD für die weitere Krisenpolitik in der Eurozone. „Der zuletzt überraschend starke Zulauf deutscher Wähler für die AfD könnte die Rolle Deutschlands als Krisenmanager gefährden und die Politik im Währungsraum insgesamt schwieriger gestalten“, heißt es in einer neuen Studie der Bonitätsprüfer.

„Die konstruktive Rolle Deutschlands in der Euro-Schuldenkrise war zuletzt wichtig für das Vertrauen der Finanzmärkte in den Währungsraum“, meinte S&P-Experte Moritz Krämer. Jedes Anzeichen einer Änderung der deutschen Haltung in der Krisenpolitik könnte das Vertrauen der Investoren in die internationalen Hilfen für angeschlagene Euroländer gefährden.

Lucke knöpft sich Draghi vor

Die Experten der Agentur befürchten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor dem Hintergrund des Erstarkens der AfD ihre Haltung verschärfen könnte, um enttäuschte Unionswähler aus dem AfD-Lager zurückzulocken. Bisher hat in Deutschland das Fehlen einer größeren Opposition zur Euro-Krisenpolitik der Regierungschefin viele Freiräume gewährt.

AfD-Chef Bernd Lucke knöpfte sich am Dienstag die Europäische Zentralbank und deren Chef Mario Draghi vor. Mit ihren jüngsten Entscheidungen, langfristige Unternehmenskredite und Pfandbriefe aufzukaufen, nehme die EZB erhebliche Risiken auf sich und verteile diese zuungunsten Deutschlands. „Nutzen und Risiko der EZB-Beschlüsse stehen in keinem nachvollziehbaren Verhältnis“, so Lucke. „Die sattelt das falsche Pferd nur deshalb, weil sie kein anderes mehr im Stall hat.“