Ankara/Berlin. Aus Furcht vor der Terrormiliz IS kamen innerhalb von 24 Stunden 70 000 Flüchtlinge aus Syrien in die Türkei. Bundesinnenminister Thomas De Maizière will Flüchtlinge gerecht über die Länder Europas verteilen.

Wegen des Vormarschs der Terrormiliz IS im Norden Syriens bereitet sich die Türkei auf einen gewaltigen Zustrom von Flüchtlingen vor. Seit Freitag hätten 100 000 vor allem kurdische Flüchtlinge aus Nordsyrien Zuflucht im Nachbarland gesucht, so das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Ankara. Hunderttausende weitere Menschen könnten in den kommenden Tagen vor den Gefechten zwischen IS-Kämpfern und kurdischen Einheiten rund um die Stadt Ain al-Arab (Kurdisch: Kobane) fliehen.

Am Freitag hatte die Türkei ihre Grenze geöffnet, nachdem sich aus Angst vor IS-Massakern Tausende Menschen davor versammelt hatten. Die Terrormiliz hatte in der Region um Ain al-Arab mehr als 60 Dörfer erobert. Nach UNHCR-Angaben waren während des Bürgerkrieges bereits rund 200 000 Syrer aus anderen Teilen des Landes nach Ain al-Arab geflohen, weil die Stadt als sicher galt. In der Türkei halten sich bereits rund 1,3 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien auf. Weitere 1,8 Millionen vor allem irakische Flüchtlinge suchen in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak Zuflucht.

Angesichts teils dramatischer Zustände für Flüchtlinge in Deutschland verlangt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) eine gerechtere Verteilung von Asylbewerbern in Europa. „Es kann nicht sein, dass vier, fünf Länder die größte Anzahl der Flüchtlinge aufnehmen“, sagte er dem „Spiegel“. „Das entspricht nicht der erforderlichen gesamteuropäischen Solidarität, die wir hier dringend benötigen.“ De Maizière machte sich dafür stark, Flüchtlingskontingente auf alle EU-Mitgliedstaaten zu verteilen.

Im Irak weiteten die USA ihre Luftangriffe gegen IS-Stellungen aus. Am Sonntag hätten Flugzeuge ein IS-Hauptquartier nahe Mossul angegriffen, so die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News.

Dem „Dschihad“ in Syrien und dem Irak schließen sich nicht nur Jugendliche aus Deutschland an, sondern auch Kinder. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, sagte der „Rheinischen Post“: Mindestens 24 Minderjährige seien nach Syrien und in den Irak ausgereist. Der Jüngste sei 13 Jahre alt. Fünf Minderjährige seien mit Kampferfahrung bereits zurückgekehrt. Auch Mädchen hätten sich den Terroristen angeschlossen.