Edinburgh. Schottland hat sich klar gegen die Unabhängigkeit entschieden. Etwa 55 Prozent der Wähler stimmten für den Verbleib im Vereinigten Königreich. Nur vier Regionen stimmten für die Loslösung Schottlands. Der britische Premier hat nach dem Referendum eine umfassende Verfassungsreform angekündigt.
- Schotten entscheiden sich gegen die Unabhängigkeit
- Cameron verspricht allen Regionen im Vereinigten Königreich mehr Unabhängigkeit
- Unabhängigkeitsbefürworter akzeptieren Niederlage
- Metropolen Glasgow und Dundee haben für Loslösung gestimmt, Edinburgh dagegen
Schottland hatte sich beim Referendum über seine Unabhängigkeit mit klarer Mehrheit für den Fortbestand der vor 307 Jahren geschaffenen britischen Union ausgesprochen. Die Entscheidung war auch international mit großer Spannung erwartet worden. Ein "YES" zur Unabhängigkeit hätte auch große Auswirkungen auf die Europäische Union gehabt.
Der britische Premierminister David Cameron hat dem nördlichen Landesteil nun mehr Rechte versprochen. Die Verhandlungen über eine weitere Verlagerung von Autonomiebefugnissen von London nach Schottland sollen noch im November beginnen. Bereits für Januar ist ein Gesetzentwurf geplant, der die neuen Regelungen festschreibt, kündigte Cameron am Freitag in der Downing Street an.
"Das Volk hat gesprochen"
Ein Gesetzentwurf solle im Januar 2015 vorliegen. "Aber der entscheidende Teil, der bisher fehlte, ist England", sagte Cameron zur Föderalismus-Debatte in Großbritannien. Es solle künftig "englische Stimmen für englische Gesetze geben", sagte Cameron ohne dies näher zu erläutern. Die oppositionelle Labour-Partei hatte ein eigenes Parlament für den weitaus größten Teil Großbritanniens gefordert.
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Knapp über zwei Millionen Wähler und damit 55 Prozent stimmten mit "Nein" und entschieden sich für den Verbleib bei Großbritannien. Mehr als 1,6 Millionen Schotten hatten sich nach dem vorläufigen offiziellen Endergebnis bei dem Urnengang am Donnerstag für die Loslösung ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag mit rund 85 Prozent so hoch wie noch nie in Schottland. Allerdings war sie in den "Yes"-Hochburgen niedriger als erwartet. "Das Volk hat gesprochen und das Resultat ist klar", sagte Cameron am Morgen.
Befürworter akzeptieren Entscheidung
Ministerpräsident Alex Salmond räumte in einer erster Stellungnahme die Niederlage ein. "Danke Schottland für 1,6 Millionen Stimmen für die Unabhängigkeit Schottlands", sagte Salmond vor Anhängern. "Wir wissen jetzt, dass es eine Mehrheit für die "No"-Kampagne geben wird. Ich akzeptiere das Urteil des Volkes, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Unabhängigkeit geben soll."
Die Befürworter der Unabhängigkeit um Ministerpräsident Salmond konnten zwar einige ihrer Hochburgen etwa in Dundee und in Schottlands größter Stadt Glasgow halten. Die Wahlbeteiligung dort war aber nicht groß genug, um die Ergebnisse anderer Regionen auszugleichen.
Auch das Ausland kann aufatmen
Das "Nein" der Schotten zur Unabhängigkeit wird auch im Ausland gerne gehört. Zwar war US-Präsident Barack Obama der einzige Staatsmann von Weltrang, der sich klar positionierte und sich ein "starkes und geeintes Großbritannien" auf der Weltbühne wünschte.
Doch gilt es als gesichert, dass auch in Europa viele Regierungen ein schottisches "Nein" bevorzugen. Für die europäische Union wurden Nachahmereffekte etwa in Spanien und Belgien, aber auch im italienischen Südtirol befürchtet. Sogar das Schreckgespenst eines Auseinanderbrechens der EU malten einige an die Wand.
Der Wahlmorgen zum Nachlesen in der Chronik
9:05 Uhr: Ein historischer Wahlmorgen geht zu Ende. Unser Live-Ticker verabschiedet sich.
8:50 Uhr: Der Erfolg der Unabhängigkeitsgegner in Schottland hat dem britischen Pfund am Freitag leichten Auftrieb gegeben. Am Morgen wurde die Währung des Vereinigten Königreichs bei 1,6473 US-Dollar und 1,2753 Euro gehandelt - jeweils etwa ein halbes Prozent höher als am Vortag. Das Pfund hatte bereits in den vergangenen Tagen zugelegt, nachdem jüngste Umfragen ein Scheitern der Befürworter einer Abspaltung angedeutet hatten. Zuvor war die britische Währung aber kräftig unter Druck geraten. Ihr Kurs war seit Anfang September von rund 1,66 Dollar auf zeitweise etwa 1,61 Dollar abgesackt.
8:35 Uhr: Auch in den Sozialen Medien war das schottische Referendum ein großes Thema. In den 48 Stunden vor der Abstimmung wurden 1,5 Millionen Tweets zum Referendum abgesetzt. Einer der Top-Posts dürfte Andy Murrays Last-Minute-Statement gewesen sein. Der schottische Tennis-Star gab sich am Donnerstag als Befürworter der Unabhängigkeit zu erkennen. "Let's do this", forderte er die Schotten auf. Der Post wurde mit 19.000 Retweets geadelt.
Unter dem Hashtag "#indyref" tauschten Gegner und Befürworter der Unabhängigkeit ihre Argumente aus und Reporter posteten die neuesten Entwicklungen zum Verlauf des Referendums. Ein Kurzvideo zeigt, wie groß das Interesse an "#indyref" war.
8:10 Uhr: David Cameron ist vor die Presse getreten. Er sagt, dass die Debatte um die Unabhängigkeit "richtig war". Sie sei un für mindestens eine ganze Generation entschieden. Er glaube an das Vereinigte Königreich. "England, Wales, Nordirland und Schottland stehen zusammen besser da." Die Versprechen, Schottland noch mehr Autonomie zuzugestehen, wolle er einhalten, verspricht Cameron. Er spricht von einer neuen Regelung, die dann aber "für alle Teile des Vereinigten Königreichs gelten soll." Das Referendum sei "eine großartige" Demonstration der britischen Demokratie. Er lobte, wie friedlich das Referendum abgelaufen sei.
8:05 Uhr: Nun äußert sich auch Alistair Darling, Sprecher der "No"-Kampagne. "Schottland habe die Einheit mit den Engländern erneuert. Lasst sie uns nie brechen", sagte er laut dem britischen Guardian.
7:40 Uhr: Nur vier Bezirke haben mehrheitlich für die Unabhängigkeit gestimmt. Dundee, North Lanarkshire, West Dunbartonshire und Glasgow. Offen ist, wie sich die Menschen in den "Highlands" entschieden haben. Dort läuft die Auszählung noch.
7:30 Uhr: Von einem Rücktritt als Erster Minister Schottlands will Salmond anscheinend nichts wissen. Er werde weiter im "besten Interesse" Schottlands mit London zusammen arbeiten, berichtet der "Guardian".
7:25 Uhr: Schottlands Erster Minister, Alex Salmond, dankt den etwa 1,6 Millionen Schotten, die sich für die Unabhängigkeit ausgesprochen haben, berichtet der Guardian. Schottland habe sich entschieden, vorerst kein unabhängiges Land zu werden. Er akzeptiere diese Entscheidung und rate allen Schotten, das auch zu tun.
7:14 Uhr: Nun ist es auch offiziell. Schottland hat sich gegen die Unabhängigkeit entschieden. Ein Sieg der Unabhängigkeitsbefürworter ist nun auch mathematisch unmöglich. 1,9 Millionen Schotten haben mit "No" gestimmt, für den Sieg reichten 1,8 Millionen Stimmen.
7:10 Uhr: David Cameron will um acht Uhr deutscher Zeit ein Statement in der BBC abgeben. Auch Schottlands Regierungschef Alex Salmond will sich laut britischen Medien äußern. Der Hauptinitiator der "Yes"-Kampagne wird seine Niederlage eingestehen müssen.
7:02 Uhr: Jetzt sind bereits 29 von 32 Wahlbezirken ausgezählt. Die Gegner der Unabhängigkeit liegen weiterhin klar in Führung. Auch in Schottlands zweitgrößter Stadt, Edinburgh, haben sich die Bürger eindeutig für einen Verbleib im Vereinigten Königreich ausgesprochen. Nur 39 Prozent wollten dort die Unabhängigkeit, 61 Prozent waren dagegen.
6:57 Uhr: "Eine außergewöhnliche Nacht", findet Unabhängigkeitsgegner Alistair Darling. Er bedankt sich bei Twitter für die Unterstützung und die Anstrengungen von vielen Freiwilligen.
Cameron bedankt sich bei Unabhängigkeitsgegnern
6:50 Uhr: David Cameron, Großbritanniens Premierminister, hat den Gegnern der schottischen Unabhängigkeit zum Sieg gratuliert: "Ich habe mit Alistair Darling gesprochen - und ihn für seine tolle Kampagne beglückwünscht", schrieb er bei Twitter. Darling gilt als Kopf der "Better together"-Kampagne, die sich für einen Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich eingesetzt hat.
6:45 Uhr: Wo ist Alex Salmond? Schottlands Erster Minister und Hauptinitiator des Referendums, hat sich noch nicht zum Wahlverlauf geäußert. Salmond hält sich in Edinburgh auf, nur soviel ist sicher. Reporter von britischen Medien sammeln sich laut der Zeitung "The Guardian" am Dynamic Earth Centre, wo eine Stellungnahme von Salmond erwartet wird.
6:35: Nachdem 26 von 32 Wahlbezirken ausgezählt wurden, haben 1.176.952 Schotten für die Unabhängigkeit gestimmt, 1.397.077 sind dagegen. Diesen Vorsprung können die Befürworter kaum noch aufholen. Die britische BBC rechnet damit, dass insgesamt 55 Prozent der Schotten gegen die Unabhängigkeit und 45 Prozent dafür gestimmt haben.
6:30 Uhr: James Cook, Schottland-Korrespondent der britischen BBC, hat auf Twitter ein Bild von der Wahlparty der Unabhängigkeitsbefürworter gepostet. Die Stimmung scheint dort katastrophal zu sein, bei einigen schottischen Nationalisten sind offenbar sogar Tränen geflossen.
6:27 Uhr: Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon räumte die Niederlage am frühen Freitagmorgen in der BBC ein.
6:25 Uhr: Die britische Zeitung "The Guardian" hat sich schon festgelegt. Die Schlagzeile auf der Titelseite der 5:30-Uhr-Ausgabe lautet "Schottland sagt Nein". Darunter ist ein Bild von Alex Salmond, Schottlands Erstem Minister und Führer der Unabhängigkeitsbefürworter.
6:17 Uhr: Die Schottische Nationalpartei von Ministerpräsident Alex Salmond, die vehement für die Unabhängigkeit eingetreten war, hat in ihren Hochburgen nach ersten Analysen offensichtlich nicht genügend Wähler mobilisieren können: Große Städte wie die Metropole Glasgow oder Dundee stimmten zwar mehrheitlich für die Abspaltung von Großbritannien. Die Wahlbeteiligung war aber hier nicht hoch genug, um das Ergebnis aus anderen Regionen umkehren zu können.
06:16 Uhr: Jetzt sind 26 von 32 Wahlbezirken ausgezählt - und die Unabhängigkeitsgegner führen mit deutlich mehr als 200 000 Stimmen gegenüber den Befürwortern.
06:01 Uhr: Nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen liegen die Unabhängigkeits-Gegner beim Schottland-Referendum vorn. Für einen Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich stimmten bislang 54 Prozent, 46 Prozent wollten die Unabhängigkeit.