Bagdad/Damaskus. Im Kampf gegen die IS-Terrormiliz ziehen auch bisherige Feinde an einem Strang. Die USA und das Assad-Regime fliegen neue Luftangriffe gegen die IS. Der Iran warnte vor einer Destabilisierung des ganzen Nahen Ostens durch die IS und schloss auch eine Zusammenarbeit mit Erzfeind USA nicht mehr aus.
Die US-Luftwaffe und das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad haben erneut Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bombardiert. Der Iran warnte vor einer Destabilisierung des ganzen Nahen Ostens durch die IS und schloss auch eine Zusammenarbeit mit dem Erzfeind USA nicht mehr aus. Die Amerikaner griffen nach eigenen Angaben IS-Einheiten nahe des Haditha-Damms im Westirak an. In Syrien setzte die Armee des Regimes von Baschar al-Assad am Sonntag ihre Luftangriffe auf Hochburgen der Miliz im Nordosten des Landes fort.
Einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" zufolge warnen Experten des Bundesverteidigungsministeriums, die IS-Miliz sei nicht zu stoppen, wenn sie nur im Irak bekämpft werde. "Dies wirft die Frage nach dem weiteren Umgang mit dem Assad-Regime auf", zitiert das Magazin aus einem internen Bericht der Abteilung "Strategie und Einsatz". Die IS kontrolliert nach einem rasanten Vormarsch während der vergangenen Monate große Teile Syriens und des Irak.
Dutzende IS-Kämpfer getötet
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte am Sonntag zur Begründung der Bombardierungen, der Haditha-Damm sei von IS-Angriffen bedroht gewesen. Die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News bestätigte die US-Angriffe unter Berufung auf lokale Sicherheitskräfte. Dutzende IS-Kämpfer seien demnach bereits getötet worden.
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Der Haditha-Damm liegt rund 200 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad in der Provinz Anbar. Nach dem Mossul-Damm im Norden des Landes wird dort Iraks zweitgrößtes Wasserkraftwerk betrieben. Zudem ist der Damm strategisch wichtig für die Wasserversorgung des Landes. Vom Mossul-Damm waren IS-Milizen bereits Mitte August vertrieben worden, nachdem sie die Talsperre rund zwei Wochen kontrolliert hatten.
In Syrien griff die Luftwaffe des Assad-Regimes die Städte Al-Rakka und Dair as-Saur an, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Angaben über Tote gab es zunächst nicht. Zuvor seien am Vortag mindestens 31 Menschen bei der Bombardierung von Al-Rakka getötet worden, darunter 15 IS-Kämpfer.
Zwei Deutsche als Geiseln der IS-Miliz
Nach Informationen des Magazins "Focus" hält die Miliz in der Stadt auch mehrere ausländische Geiseln, darunter auch zwei Deutsche. Es handele sich um frühere Salafisten, die geschockt durch die Gräueltaten des IS in die Heimat zurückkehren wollten. In den Augen des IS würden sie als Verräter gelten, die den Tod verdient hätten. Die IS hatte mit zwei Videos mit der Enthauptung entführter US-Journalisten weltweite Abscheu ausgelöst.
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Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle berichtete zudem, auch unbemannte Aufklärungsflugzeuge seien über Al-Rakka geflogen. Die USA lassen seit einiger Zeit Drohnen über Syrien fliegen, um Informationen über die Terrormiliz zu sammeln.
US-Außenminister John Kerry hatte sich am Samstag mit dem Chef der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, über die Bedrohung durch IS verständigt. Beide sprachen sich nach Angaben des US-Außenministeriums für eine "starke Haltung" der Arabischen Liga gegen die Dschihadisten aus. Der Zustrom ausländischer Kämpfer zur Miliz, dessen Finanzierungsquellen und dessen Agitation und Anwerbung müssten gestoppt werden. Die Mitglieder der Arabischen Liga wollten am Sonntag zu einer Tagung in Kairo zusammenkommen.
Der iranische Außenminister Dschawad Sarif warnte eindringlich vor der brutalen IS-Miliz. "Das ist eine äußerst gefährliche Gruppe, die heute ihr Unwesen in Syrien und Irak treibt, morgen aber vielleicht in der ganzen Region", sagte er in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehen. Eine Zusammenarbeit mit den USA gegen die IS wollte Sarif nicht ausschließen. Er halte aber eine internationale Aktion gegen die Terrormiliz für eine effektivere Option. (dpa)