Essen. . 500.000 Tonnen polnische Äpfel, die eigentlich für Russland bestimmt waren, werden jetzt auf den europäischen Markt gespült. Das - in Verbindung mit einer außergewöhnlich guten Ernte - sorgt dafür, dass Verbraucher Obst und Gemüse derzeit so günstig bekommen wie lange nicht. Ärgerlich für Bauern.
Gut für die Verbraucher, schlecht für die Landwirte: Reiche Obst- und Gemüseernten lassen in Verbindung mit dem russischen Handelsembargo die Preise teils drastisch sinken. Frühkartoffeln sind derzeit ein Drittel günstiger als vor einem Jahr, bei den derzeit geernteten Speisekartoffeln sinken die Preise noch stärker.
Auch für heimische Äpfel, deren Ernte gerade anläuft, erwartet der Deutsche Bauernverband sinkende Verbraucherpreise, wie ein Verbandsprecher unserer Redaktion sagte. „Die Superernte beschert uns schlechte Preise“, sagt Martin Dahmen, Vorsitzender der Rheinischen Erzeugergemeinschaft Kartoffeln (REKA). Dieser normale Preismechanismus wird nun durch das russische Importverbot für euopäische Lebensmittel verschärft. Es führt zu einem Überangebot verderblicher Ware, was die Preise weiter einbrechen lässt. Zwar liefern heimische Bauern nur wenig Obst und Gemüse nach Russland, doch aus Ländern wie Polen, Frankreich und den Beneluxstaaten drängt vom Russland-Embargo betroffene Ware auf den deutschen Markt.
„Polen sitzt auf 500 000 Tonnen Äpfeln, die für Russland bestimmt waren. Die kommen nun auf den EU-Binnenmarkt“, heißt es beim Bauernverband. Deshalb fordert er weit reichende Stützungsmaßnahmen durch die EU, worüber heute in Brüssel beraten wird.
Preispolitik der Discounter verärgert nun die Landwirte
Die Verbraucher profitieren im Supermarkt von dieser Entwicklung. So kosten vorwiegend festkochende Kartoffeln im Vier-Kilo-Sack derzeit im Schnitt 38 Cent pro Kilo und damit nur noch gut halb so viel wie vor einem Jahr (64 Cent), so die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft. Ebenfalls vom Handelskrieg betroffen sind Milchprodukte. Die Discounter hatten unlängst den Preis für die Packung Butter auf 85 Cent gesenkt. Seit März ist er damit um knapp 30 Prozent gesunken.
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Die Preispolitik der Discounter verärgert nun die Landwirte. Sie werfen dem Handel vor, das Russland-Embargo für neue Preisrunden zu missbrauchen. Die Landwirte seien einmal mehr „unverschuldet in Schwierigkeiten geraten“, so der Bauernverband. Der Einzelhandel stehe in der Verantwortung, die Lage der Bauern jetzt nicht auch noch auszunutzen.