Washington. . Die Enthauptung eines zweiten US-Bürgers durch islamistische Terroristen setzten die USA unter Druck. Wie begegnen die USA dem IS-Terror in Syrien? Präsident Obama sendet widersprüchliche Signale. Kritiker bemängeln, er zaudere und habe keine Strategie. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Es ist keine neun Monate her, da verglich Barack Obama die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) sinngemäß mit einem Amateur-Basketballteam, das so tut, als könne es wie die Profis spielen.

Nach der zweiten Hinrichtung eines US-Bürgers durch den IS hat sich der US-Präsident verharmlosende Formulierungen untersagt. Kaum war die traurige Echtheit des Enthauptungs-Videos von Steven Sotloff bestätigt, fasste Obama seine Strategie gegen die Gotteskrieger in zwei Schlüsselworte: „Schwächen und Vernichten!“

Was ist das übergeordnete Problem?

Obama gilt auch in den Reihen seiner demokratischen Parteifreunde außenpolitisch als zu unentschlossen. Sein wiederholtes Versprechen, die Hintermänner der Enthauptungen der US-Journalisten Foley und Sotloff zur Rechenschaft zu ziehen und sich von dem Terror-Netzwerk IS nicht einschüchtern zu lassen, beruhigt in den USA nicht.

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Amerikaner wollen keinen Falken im Weißen Haus, schreibt ein Kommentator, „aber sie wollen auch niemanden, der wie eine Taube wirkt“. Obama steht unter Druck, schnell ein Zeichen gegen die Islam-Terroristen zu setzen, das über die Luftangriffe im Nord-Irak hinausgeht. Der Präsident aber denkt, wie so oft, in langen Bahnen und stimmt die Amerikaner auf eine jahrelange Konfrontation ein.

Was könnte Obama tun?

Warum setzt er nicht – wie gerade in Somalia gegen die islamistische Al Shabab geschehen – Drohnen ein, um Führungsfiguren des IS auszuschalten? Denkbar ist das – aber schwierig. Die USA sind im irakisch-syrischen Grenzgebiet nicht gut genug aufgestellt. Man weiß zu wenig über den IS und seine Helfershelfer in arabischen Staaten. Geschweige denn darüber, wo sich Wortführer Al-Bagdadi aufhält – und wer danach käme.

Wo liegen sind die Risiken?

Fehltreffer mit toten Zivilisten kann sich Obama in diesem Konflikt nicht leisten. Religiöse Gruppen, die heute noch den IS zum Teufel wünschen, könnten morgen zu den Waffen gegen Amerika rufen. Dazu kommt ein Dilemma, in das sich Obama selbst gebracht hat, als er zu Beginn der Misere in Syrien passiv blieb.

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Um den IS nachhaltig zu schwächen, müsste er nach Ansicht seiner Generäle Bodentruppen entsenden und auch in Syrien aktiv werden. Bei Erfolg würde auch der Despot Assad in Damaskus profitieren.

Welche Fehler macht Obama?

Er sendet widersprüchliche Signale, die nach Einschätzung von Obama-Gegnern wie Senator John McCain „entweder Überforderung oder Entscheidungsschwäche bedeuten“. Vor wenigen Tagen spielte Obama die Unruhen in der Arabischen Welt von Libyen bis Irak herunter.

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Tenor: In der Region war schon mal schlimmeres Chaos. Dazu will nicht passen, dass Obama das US-Kontingent im Irak erneut aufstockt. Bald schon werden dort wieder 1000 GIs stationiert sein, wo Obama vor zwei Jahren zum Total-Rückzug blies.

Was wird Obama gegen den IS tun?

Mit Gewalt allein, sagt Obama, wird man den finanzstarken und militärisch versierten Terroristen nicht beikommen. Auf dem Nato-Gipfel und bei den UN wird Obama für eine internationale Koalition werben, um den Expansionsdrang des IS zu bremsen.

Zu einem durchdachten Konzept gehört für ihn die Beteiligung vieler Anrainer-Staaten der Brandherde Syrien und Irak – sowie eine wirksame „politische Erzählung“, um der Ideologie der Islamisten, die gerade in den Verlierer-Milieus europäischer Hauptstädte ihre Zuhörer finden, den Nährboden zu entziehen. Über Nacht, sagt Obama, ist es damit nicht getan. Aber nicht nur Amerika verliert mit jedem neuen Enthauptungs-Video die Geduld.