Berlin. Gerade noch in Kiew - jetzt schon auf der Sommerinterview-Bühne. Und auch schon wieder weg Richtung Spanien. Angela Merkel ist in Eile. Ob der abendliche Spaziergang der Kanzlerin mit Spaniens Regierungschef Rajoy über den Jakobsweg geholfen hat, innere Ruhe zu finden?
Diese Frau ist nicht zu fassen. Gerade eben war Angela Merkel noch in Kiew, um dort nach dem Rechten zu sehen, da saß sie auch schon bei der ARD in Berlin auf dem Sofa und räsonierte im Sommerinterview des Senders über ihre Regierungspolitik: Maut, Ukraine, Irak. Solche Sachen. Aber halt! Während das aufgezeichnete Interview über die Bildschirme in die Wohnstuben der Deutschen flimmerte, war die Kanzlerin schon wieder aus der Hauptstadt abgerauscht. Nach dem Motto "Ich bin dann mal weg" entschwand Merkel Richtung Spanien, wo sie mit dem dortigen Regierungschef Mariano Rajoy ein Stündchen über den Jakobsweg pilgerte.
Der inneren Einkehr wird der abendliche Spaziergang kaum gedient haben. Im Gespräch mit Gastgeber Rajoy dürfte es vielmehr um harte Tatsachen gegangen sein. Immerhin ist Spanien eines der Sorgenkinder in Europa. Die Wirtschaft lahmt, die Schulden drücken. Zudem steht in Brüssel die Neubesetzung einflussreicher und lukrativer Posten an - Rajoy möchte gern seinen bisherigen Wirtschaftsminister als künftigen Vorsitzenden der Euro-Gruppe durchsetzen. Und er hofft auf Merkels Beistand. Ausgerechnet: Gilt die Spar-Kanzlerin mit ihrer rigiden Euro-Politik doch in Spanien, ähnlich wie in Italien, als Mitschuldige an der Krise.
Apropos. Beistand von ganz oben könnte sich die Kanzlerin an diesem Montag holen. Dann wird sie nämlich, wie schon so mancher Pilger vor ihr, der mächtigen Kathedrale der Pilgerhauptstadt Santiago de Compostela einen Besuch abstatten. Was gäbe es nicht alles, um das Merkel dort bitten könnte: Schenke Herrn Putin Einsicht! Erhalte mir die handzahme SPD! Und erlöse uns von der Maut...