St. Louis. Nach dem Tod eines schwarzen Teenagers kommt die US-Kleinstadt Ferguson nicht zur Ruhe. Die Polizei setzt gegen Randalierer am Rande von Protesten Tränengas und Blendgranaten ein - und nimmt drei deutsche Journalisten fest.

Mit Tränengas und Blendgranaten ist die Nationalgarde in der US-Kleinstadt Ferguson gegen Randalierer bei Protesten gegen den Tod eines schwarzen Jugendlichen vorgegangen. In der Nacht zum Dienstag kam es in der Stadt in Missouri erneut zu vereinzelten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dabei kam es auch zur Festnahme von Journalisten.

Als Randalierer mit Glas- und Plastikflaschen warfen und versuchten, eine Straße zu blockieren, setzte die Polizei nach Meldungen des US-Senders CNN Tränengas und Blendgranaten ein. In der Menge seien auch Schüsse gefallen. Zwei Menschen seien verletzt worden, berichtete die Zeitung "St. Louis Post-Dispatch".

Mindestens 31 Menschen wurden festgenommen, wie der Polizist Ron Johnson berichtete. Er rief die Bürger auf, in Zukunft tagsüber zu demonstrieren, um sich von Provokateuren abzusetzen. Die Provokateure kämen aus anderen US-Staaten angereist, um Unruhe zu stiften.

Journalisten erinnerte das Vorgehen der hochgerüsteten Polizei an Kriegstaktik. Polizisten hätten vom Dach gepanzerter Fahrzeuge aus ihre Waffen auf Demonstranten gerichtet.

US-Präsident Barack Obama sagte zum Vorgehen der Ordnungshüter in den vergangenen Tagen: "Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismäßige Härte der Polizei." Justizminister Eric Holder werde an diesem Mittwoch nach Ferguson reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Der US-Präsident hatte seinen Urlaub auf der Insel Martha's Vineyard zwei Tage lang für die Regierungsarbeit in Washington unterbrochen. Holder hatte ihn über die Lage in Ferguson informiert. Das Justizministerium und das FBI ermitteln derzeit, wie es zum Tod des 18-jährigen Michael Brown vor zehn Tagen kam.

Bei der Berichterstattung über die Proteste wurden drei deutsche Journalisten von der Polizei festgenommen. Während zwei bald wieder freikamen, sollte der dritte, Lucas Hermsmeier von der "Bild"-Zeitung, nach Angaben des Blattes am Dienstag in das Gefängnis von St. Louis gebracht werden. Hermsmeier stehe bereits im Computersystem. "Wann genau er eintreffen wird, wissen wir aber nicht", sagte ein Gefängnismitarbeiter der Zeitung.

Laut einem Bericht der Zeitung "Die Welt" wurden zudem die Journalisten Ansgar Graw und Frank Herrmann am Montag in Handschellen abgeführt und ins Gefängnis gebracht. Drei Stunden später wurden sie aber wieder freigelassen. Graw schreibt für die "Welt"-Gruppe, Herrmann für Regionalzeitungen.

Graw gehe es gut, er sei aber über das Verhalten der Polizei empört, sagte eine "Welt"-Sprecherin auf Anfrage. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) erklärte, Übergriffe der Sicherheitskräfte auf Journalisten seien durch nichts zu rechtfertigen.

Hintergrund der Festnahme soll die Aufforderung der Polizei gewesen sein, auf einer fast menschenleeren Straße nicht stehenzubleiben. Die beiden Deutschen versicherten, der Aufforderung gefolgt zu sein. Allgemein hatte die Polizei mit Festnahmen wegen Zusammenrottung gedroht, wenn die Menschen nicht weitergingen.

Missouris Gouverneur Jay Nixon hatte am Montag die Nationalgarde nach Ferguson gerufen, um der Polizei zu helfen, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Danach war die Lage in der Stadt unweit der Metropole St. Louis als ruhig, aber sehr angespannt beschrieben worden. Demonstranten waren am Montagabend friedlich auf- und abgegangen. Nach den Zusammenstößen am späten Abend wurden die verbliebenen Demonstranten nach Mitternacht aufgefordert, aus Sicherheitsgründen in ihre Häuser zurückzukehren.

Seit den tödlichen Schüssen auf den unbewaffneten schwarzen Teenager vor zehn Tagen ist es in Ferguson immer wieder zu Protesten und Unruhen gekommen.