Werl. Muslimischer Schützenkönig im christlichen Verein? Geht nicht, sagt der christliche Schützenverband. Die Geschichte vom Dorf sorgt für Empörung im Land. Wie kann Integration gelingen, wenn Ausgrenzung auf der anderen Seite Programm ist? Ein Kommentar.

Ein Muslim darf nicht Schützenkönig sein? Das mutet wie eine Posse aus der Provinz an, aber amüsant ist dieser Vorgang keineswegs, selbst wenn vielen die Rituale der Bruderschaften ohnehin ­suspekt vorkommen müssen. ­Sofern sie überhaupt davon Kenntnis nehmen.

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Von Annika Fischer, Gerrit Dorn,Holger Dumke und Rolf Hansmann

Denn er zeigt vor ­allem, dass wichtige Teile des Brauchtums gesellschaftliche Ver­änderungen immer noch ignorieren.

Traditionen zu bewahren kann nicht bedeuten, sie niemals zu ­hinterfragen. Einzelne Vereine sind offenbar schon weiter als ihr Dachverband. Über mangelnden Nachwuchs bei den Schützen darf man sich doch nicht wundern, wenn man sich mit überkommenen ­Regeln derart ins Abseits begibt.

Wie kann Integration gelingen, wenn Ausgrenzung auf der anderen Seite Programm ist? Im deutschen Vereinsrecht gibt es keine Klausel für Integration, weil das Recht auf Gleichbehandlung im privaten ­Bereich nicht gilt.

Juristisch stehen die Oberschützen also auf sicherem Boden. Sie sollten sich daran nicht festkrallen. Der Fall gäbe ihnen die Chance zur sympathischen Wende.