Düsseldorf. . Der Kauf von Steuer-CDs und Verfahren gegen prominente Steuerhinterzieher zeigen Wirkung: Die Steuermoral der Deutschen ist derzeit so gut wie noch nie. Das jedenfalls behauptet der Steuerzahlerbund und beruft sich auf eine Studie. Andererseits hielten 85 Prozent der Deutschen ihre Steuer- und Abgabenlast für zu stark.

Strafverfahren gegen prominente Steuerhinterzieher wie Uli Hoeneß lassen offenbar die Steuerehrlichkeit der Deutschen steigen. Laut einer Umfrage des Steuerzahlerbundes hat sich die Steuermoral im Land deutlich verbessert: 82 Prozent halten Hinterziehung für generell unmoralisch. 2008 waren es 67 Prozent, bei einer Umfrage 1997 sogar nur 55 Prozent. 80 Prozent erklärten, sie hätten dem Fiskus nie vorsätzlich falsche Angaben gemacht, 2008 waren es 73 Prozent.

„Von Steuerhinterziehung als Volkssport kann also keine Rede sein“, erklärte der Präsident des Steuerzahler-Bundes, Reiner Holznagel. Als zentralen Grund für die gestiegene Steuerehrlichkeit nennt die Organisation „die Angst, erwischt zu werden“.

Steuer-Daten aus Schwarzgeld-Paradiesen

Der Ankauf der Steuer-CDs aus Schwarzgeld-Paradiesen und die öffentlichen Verfahren gegen prominente Hinterzieher wie Hoeneß oder Alice Schwarzer zeigten offenbar Wirkung. Es sei mit solchen Fällen zugleich das Vertrauen gestärkt worden, „dass der Staat bei niemandem ein Auge zudrückt“, lobte der Steuerzahlerbund.

Derweil hat sich die Einstellung der Deutschen zum Steuersystem laut Umfrage seit der letzten Erhebung vor sechs Jahren verschlechtert. 85 Prozent der Bürger halten ihre Steuern für zu hoch – so negativ wurde die subjektive Belastung seit Ende der 80er-Jahre nicht mehr bewertet. Unter Steuerbelastung verstehen die meisten neben Lohn- und Einkommensteuer auch indirekte Steuern sowie Abgaben und Sozialversicherungsbeiträge. Besonders stark belastet fühlen sich Selbstständige, Freiberufler, Ledige und die gehobene Mittelschicht.

„Kalte Progression“ in der Kritik

Das Steuersystem wird nicht zuletzt wegen der politisch immer wieder diskutierten „kalten Progression“ als ungerecht empfunden. Vier von fünf Deutschen halten es für absurd, dass im bestehenden System leichte Einkommenssteigerungen zum Inflationsausgleich durch eine dann höhere Steuerstufe ins Gegenteil verkehrt werden können. „Das macht Lohnerhöhungen oft wertlos“, kritisierte Holznagel und forderte eine regelmäßige Anpassung der Einkommensteuertarife an die tatsächlichen Lebensverhältnisse.

Das Vertrauen in den sorgsamen Umgang der Politik mit Steuermitteln ist ziemlich erschüttert. 95 Prozent der Deutschen finden den Staat zu verschwenderisch. Negativbeispiele wie der Großflughafen Berlin oder die Hamburger Elbphilharmonie hätten die Bürger in ihrer Einschätzung bestärkt, dass die öffentliche Hand mit dem Geld nicht verantwortungsvoll genug umgehe.