Berlin. . Viele Menschen interessieren sich für die vor einer Woche vom Bundestag beschlossene Rente mit 63. Schon 50.000 Anträge sind eingegangen. Aber immer mehr Arbeitnehmer müssen wegen psychischer Erkrankung schon viel früher aufhören.
Gut eine Woche nach Inkrafttreten des Rentenpakets haben schon 50. 000 Arbeitnehmer die abschlagsfreie Rente mit 63 für langjährig Versicherte beantragt. Doch viele Beschäftigte halten gar nicht bis 63 durch – die Zahl der Berufstätigen, die wegen psychischer Erkrankungen vorzeitig in Erwerbsminderungsrente gehen, ist 2013 auf einen neuen Rekord gestiegen.
Das zeigen Daten, die die Deutsche Rentenversicherung gestern vorlegte. Danach wechselten 2013 bereits 66. 551 Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen in die Erwerbsminderungsrente – eine Zunahme um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um fast 40 Prozent gegenüber 2005.
Ständige Erreichbarkeit setzt vielen Menschen zu
Grund für die Zunahme seien auch höhere Belastungen am Arbeitsplatz, erklärte die Rentenversicherung. Mehr Stress, höhere Kommunikationsanforderungen und ständige Erreichbarkeit, aber auch zunehmende Unsicherheit des Arbeitsplatzes setzten vielen Menschen zu. Die Enttabuisierung des Themas in der Öffentlichkeit führe aber auch dazu, dass öfter als früher entsprechende Diagnosen gestellt würden.
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Zudem seien die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in dem Alter, in dem solche Erkrankungen besonders verbreitet seien. Die Folge: Psychische Erkrankungen sind Hauptursache für Erwerbsminderungsrenten, der Anteil an allen Neuzugängen stieg 2013 bereits auf 38 Prozent. „Der Ausfall ist dramatisch für den Einzelnen, dem oftmals Altersarmut droht, aber auch für das Rentensystem“, sagte die Sozialmedizin-Leiterin der Deutschen Rentenversicherung, Susanne Weinbrenner.
Die Fachleute sind derzeit noch unsicher, ob die Rente mit 63 tatsächlich zu einer neuen Frühverrentungswelle führt. Die Bundesregierung geht davon aus, dass in diesem Jahr etwa 240.000 Beschäftigte von der abschlagsfreien Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren Gebrauch machen – allerdings hätten nach Schätzungen mindestens zwei Drittel von ihnen auch ohne die Reform die bisher mögliche vorzeitige Rente mit Abschlägen beantragt, erklärten Experten der Rentenversicherung.