Washington. . Neun von zehn Menschen geraten in das Netz der NSA, obwohl sie unschuldig sind. Trotzdem fischt der amerikanische Geheimdienst auch von diesen Personen intimste Kommunikationsinhalte ab. Das hat die Auswertung eines Datensatzes ergeben, den Edward Snowden bereitgestellt hat. Dass Snowden auch abgefangene Unterhaltungen besitzt, war bislang unbekannt.
Neun von zehn Menschen, deren Internetkommunikationen der US-Geheimdienst NSA abgefangen hat, sind gewöhnliche unschuldige Bürger. Das geht nach einem Bericht der "Washington Post" aus einem Datensatz hervor, den der Enthüller Edward Snowden der Zeitung zur Verfügung gestellt hat. Demnach hat eine Auswertung von rund 160.000 E-Mails, Chats, Fotos und Dateien ergeben, dass der weitaus größte Teil der ausgespähten Internetnutzer keine ausländischen Zielpersonen der Überwachungsaktion waren. Sie seien schlicht in das Netz geraten, das die NSA für eine andere Person ausgeworfen habe.
Davon betroffen seien sowohl US-Bürger als auch Ausländer, heißt es in dem Bericht der "Washington Post" vom Sonntag weiter. Demnach enthalten die Dokumente Hinweise, die zur Ergreifung mehrerer Terrorverdächtiger geführt hätten, sowie unter anderem auf ein geheimes ausländisches Atomprojekt, das doppelte Spiel eines vermeintlichen Verbündeten und aggressive Hacker.
Viele andere der in den Jahren 2009 bis 2012 abgefangenen Kommunikationen hätten dagegen einen "intimen, gar voyeuristischen" Inhalt. Sie handelten etwa von Liebe, Liebeskummer, sexuellen Seitensprüngen, Gesundheitsproblemen und Geldsorgen.
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Laut "Washington Post" war bislang unbekannt, dass sich der frühere Geheimdienstmitarbeiter Snowden auch im Besitz von Inhalten abgefangener Unterhaltungen befindet. In dem von Snowden ausgelösten NSA-Skandal ging es bislang vor allem um das massenhafte Sammeln von Verbindungsdaten. Diese sogenannten Metadaten zeigen unter anderem an, wer wen anruft und wie lange ein Gespräch dauert. (dpa)