Essen. . Um sich gegen Wechselkursschwankungen abzusichern, verzockte die Umweltschutzorganisation 3,8 Millionen Euro an Spendengeldern. Die ersten Mitglieder drohen bereits mit Kündigungen. Die Verantwortlichen reagieren zerknirscht: Der verantwortliche Mitarbeiter sei entlassen worden.
Es kommt, wie es kommen musste. So schnell wie die Greenpeace-Flotte sonst nur zur Rettung der Meeresbewohner durch die Ozeane pflügt, breitet sich in Online-Portalen jetzt der Spott über die Umweltschützer aus. Am Wochenende sickerte durch, dass ein Mitarbeiter der Amsterdamer Zentrale die 1971 aus der Taufe gehobenen Stiftung um 3,8 Millionen Euro Spendengelder erleichterte – ausgerechnet, weil er sich bei Währungsgeschäften verhoben hatte. Das Saubermann-Image der Non-Profit-Organisation, es hat schweren Schaden genommen.
Warum zockt Greenpeace?
Die ersten Mitglieder drohen bereits mit Kündigung. Offen wird debattiert, ob nach dem ADAC die nächste schöne Fassade einer bis dato vertrauenvollen Organisation einzustürzen droht. Vor allem aber steht die bohrende Frage im Raum: Warum zockt Greenpeace?
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Völlig zerknirscht reagierte die grüne Vorzeige-Organisation gestern auf die Berichte über den in die Hose gegangenen Finanztransfer, der sich bereits im letzten Jahr ereignet hatte.
Die 3,8 Millionen Euro gingen verloren bei Termingeschäften, die auf einen sinkenden Euro-Kurs spekulierten – denn der Kurs stieg stark an. Dem Mitarbeiter sei eine „ernsthafte Fehleinschätzung“ unterlaufen, und man habe ihn mittlerweile entlassen, sagte Mike Townsley von Greenpeace International auf Spiegel online. „Wir können uns bei unseren Mitgliedern nur entschuldigen und auf ihr Verständnis dafür hoffen, dass auch unsere Organisation und unser Personal nicht frei von Fehlern ist.“
Der deutsche Greenpeace-Sprecher Michael Pauli sagte, die Geschichte sei sehr unangenehm. Pauli wehrte sich aber auch gegen den Eindruck, hier gehe es um wildes Jonglieren mit Spendergeldern: „Am Anfang steht eigentlich ein fürsorglicher Gedanke.“ Denn um sich bei der Finanzierung ihrer rund 40 Regionalbüros in aller Welt gegen starke Wechselkursschwankungen abzusichern, entschieden sich die Umweltschützer im vergangenen Jahr entgegen der bisherigen Praxis, Währungen zu festen Kursen zu kaufen. „Der Eindruck einer wilden Zockerei ist einfach nicht richtig“, betonte Pauli. „In Anführungszeichen war es ein ganz normales Bankgeschäft.“
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Mitarbeiter entschied eigenmächtig
Die Besonderheit des aktuellen Falls ist nach Greenpeace-Darstellung, dass der Mitarbeiter der Finanzabteilung eigenmächtig und unautorisiert Devisenabsicherung abschließen konnte. Gewöhnlich müssten solche Transaktionen von der Geschäftsführung genehmigt werden, hieß es.
Ob und wie viel deutsches Spendengeld bei der Aktion verloren gegangen ist, konnte bei der Deutschland-Zentrale in Hamburg am Sonntag zunächst niemand sagen. Der Verlust stelle Greenpeace International vor eine große Herausforderung, schmälere aber die Schlagkraft von Greenpeace weder in Deutschland noch international, verlautete es gestern in einer Mitteilung. Das Budget von Greenpeace International beträgt in diesem Jahr 82 Millionen Euro.
In Deutschland spendeten 2013 über eine halbe Million Menschen für den Schutz der Arktis vor Ölbohrungen und den Kampf gegen Atom- und Kohlekraft. Gut 53 Millionen Euro kamen zusammen. Diese Gelder dürfen, darauf legte Greenpeace gestern Wert, rein steuerrechtlich nicht für den Ausgleich der jetzt entstandenen Verluste in der Amsterdamer Zentrale eingesetzt werden.