Bagdad. . In den von den Gotteskriegern eingenommenen irakischen Städten treiben Exekutionskommondos ihr Unwesen. Sie brüsten sich mit Massenhinrichtungen: Fotos zeigen ein Massaker, bei dem 1700 irakische Schiiten getötet wurden. Die USA und Iran erwägen eine Zusammenarbeit.

Während in der Irakkrise mittlerweile sogar eine militärische Kooperation zwischen den Erzfeinden Iran und USA in den Bereich des Möglichen rückt, verbreiten die blutrünstigen Kämpfer des „Islamischen Staats in Irak und Syrien (ISIS)“ unter der Bevölkerung Angst und Schrecken. Auf ihrer Website brüsteten sich die Extremisten am Samstagabend mit Fotos von einem Massaker an 1700 irakischen Schiiten in der Umgebung von Tikrit, ein Teil der 4500 Soldaten und Polizisten, die sie zwei Tage zuvor nach eigenen Angaben gefangen und gefesselt in langen Kolonnen durch die Straßen paradiert hatten.

Die beklemmenden Bilder zeigen maskierte Exekutionskommandos, die in flachen Gruben liegende, gefesselte Männer – teilweise in Zivil, teilweise in Uniform – erschießen. Andere Opfer sitzen dicht gedrängt auf Lastwagen, die sie offenbar zur Hinrichtungsstätte fahren. Der Sprecher des irakischen Oberkommandos, General Qassim al-Moussawi, bestätigte am Sonntag Nachrichtenagenturen, die Fotos seien authentisch.

Irans Präsident Hassan Ruhani schloss am Wochenende in Teheran eine militärische Zusammenarbeit mit der US-Armee auf irakischem Boden nicht aus. „Wenn wir sehen, dass die Vereinigten Staaten etwas gegen die Terrorgruppen tun, dann könnten wir darüber nachdenken“, sagte er. Der britische „Guardian“ berichtete unter Berufung auf einen irakischen Offizier, ein Vorauskommando von 2000 Revolutionären Garden sei in den Irak verlegt worden. Der Chef der iranischen Al-Kuds-Elitetruppe, General Qassem Suleimani, koordiniert in Bagdad seit Tagen die Militäraktionen mit der irakischen Armeespitze.

Obama hält sich militärische Optionen offen

In Washington erklärte Barack Obama, er halte sich verschiedene militärische Optionen offen, schloss aber einen Einsatz von Bodentruppen aus. Der US-Präsident ließ den Flugzeugträger USS George H.W. Bush und mehrere Kampfschiffe in den Persischen Golf verlegen, machte aber in seiner Erklärung ein Eingreifen davon abhängig, dass die irakische Führung „ernsthafte und aufrichtige Anstrengungen unternimmt, die religiösen und ethnischen Differenzen zu überwinden.“ Außenminister John Kerry erklärte, die USA würden den Irak nicht im Stich lassen.

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Die rasch aktivierten schiitischen Milizenbrigaden, die teilweise vom Iran trainiert sind, haben nach Berichten von Augenzeugen die militärische Lage in den letzten 48 Stunden etwas stabilisieren können. Einige kleinere Orte wurden zurückerobert, doch die Situation insgesamt ist nach wie vor sehr kritisch. „Die Terroristen breiten sich aus wie ein Virus, Bagdad hat nichts mehr im Griff“, zitierte die „New York Times“ einen kurdischen Kommandeur, der Anfang letzter Woche mit seinen Truppen die Stadt Kirkuk übernommen hat und jetzt gegen Angriffe sichert.

Die irakische Regierung ist in Panik

Ein irakischer Minister berichtete der BBC, letzte Woche Mittwoch und Donnerstag sei die gesamte irakische Regierung in totaler Auflösung und Panik gewesen.

In Bagdad verstärkten die Milizen die Armee-Einheiten. Viele Bewohner waren damit beschäftigt, Lebensmittel zu horten. In Sadr-City bildeten sie Bürgerwehren und legten Waffendepots an. Lange Schlangen junger Männer warteten vor den Rekrutierungsbüros diverser Schiitenmilizen. Am Sonntag kreisten Konvois mit Freiwilligen waffenschwenkend durch die Straßen. TV-Aufnahmen zeigten Soldaten im Umland der Hauptstadt, die Schützengräben aushoben.