Düsseldorf/Essen. . Knapp sieben Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ist zwischen Gewerkschaften und Unternehmen eine Debatte über fußballfreundliche Arbeitszeiten entbrannt. Die Gewerkschaften appellieren an Arbeitgeber, auf den Spielplan zu reagieren, viele Firmen aber sind skeptisch.

Da aufgrund der Zeitverschiebung 28 der 64 WM-Spiele erst um 22 Uhr oder um Mitternacht mitteleuropäischer Zeit beginnen, bekräftigte der Deutsche Gewerkschaftsbund seine Forderung nach einem späteren Arbeitsbeginn und Ausnahmen bei Schichteinteilungen.

„Dort, wo es möglich ist, sollten die Arbeitszeiten flexibel gestaltet werden, damit die Kolleginnen und Kollegen im Schichtbetrieb die WM-Spiele gucken können“, erklärte DGB-Chef Michael Sommer. Er gehe davon aus, dass die meisten Arbeitgeber für diesen Wunsch der Beschäftigten Verständnis hätten. „Sie sollten sich mit den Betriebsräten zusammensetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen“, sagte Sommer.

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Konzernzentralen des Ruhrgebiets zeigen sich aufgeschlossen

Die Landesvereinigung der Unternehmensverbände in NRW sieht den Vorstoß skeptisch. „In industriellen Schichtproduktionen lässt sich der Arbeitsbeginn nicht einfach verschieben. Auch während der Fußball-WM müssen die Maschinen laufen“, erklärte der arbeitsrechtliche Geschäftsführer von „Unternehmer NRW“, Walter Korte. In der Vergangenheit hätten sich viele Firmen kulant gezeigt, juristisch sei die Sache jedoch selbst bei nächtlichen Fußball-Übertragungen klar: „Arbeitnehmer müssen zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt fit zur Schicht erscheinen.“

In den Konzernzentralen des Ruhrgebiets zeigte man sich aufgeschlossen für die Fußball-Begeisterung der Belegschaften, verwies jedoch auf Produktionszwänge. In der Stahlerzeugung von Thyssen-Krupp etwa gebe es „eine voll kontinuierliche Arbeitsweise, die Unterbrechungen nicht erlaubt“, sagte eine Sprecherin zur WAZ. „Da wo möglich, werden wir aber sicher flexibel mit dem Thema umgehen“, kündigte die Sprecherin an.

Siemens bereitet sichsystematisch auf die Zeit vor

Auch der Chemie-Riese Evonik erteilte einer allgemeinen Änderung von Schichtzeiten eine Absage. „Allerdings stellen wir fußballbegeisterten Mitarbeitern frei, in Abstimmung mit Vorgesetzten und Kollegen einzelne Schichten zu tauschen, wenn dies mit betrieblichen Belangen vereinbar ist“, sagte ein Konzern-Sprecher. Siemens bereitet sich derweil systematisch auf das WM-Fieber der Mitarbeiter vor: Im Kollegenkreis werde frühzeitig untereinander abgestimmt, wer wann am Arbeitsplatz erreichbar sei.“ so ein Sprecher.