Tokio. Angesichts des wachsenden Einflusses Chinas und erhöhter Spannungen wollen die USA und Japan ihre Sicherheitskooperation ausbauen. Japans Ministerpräsident Abe und US-Präsident Obama sind um Einigkeit bemüht, das Verhältnis Japans zu seiner Schutzmacht ist jedoch nicht immer einfach.

Japan und die USA üben den Schulterschluss. Angesichts erhöhter Spannungen in Ostasien unterstrichen US-Präsident Barack Obama und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe in Tokio die Bedeutung ihrer Sicherheitsallianz für Frieden und Wohlstand in der asiatisch-pazifischen Region.

Dass Obama nach seinem Treffen mit Abe vor der Weltöffentlichkeit direkt auf den Inselstreit zwischen Japan und China einging und erklärte, die von Japan verwalteten Inseln im Ostchinesischen Meer fielen unter den gemeinsamen Sicherheitsvertrag, kann Abe als diplomatischen Erfolg verbuchen. China protestierte umgehend.

Noch unlängst war in japanischen Medien darüber spekuliert worden, dass sich Obama aus Rücksicht auf das wichtige Verhältnis zu China ein solches klares Bekenntnis wohl nicht von Japans rechtskonservativem Ministerpräsidenten abringen lassen würde.

Abes Pilgergang im Yasukuni-Schrei stieß auch in den USA auf Kritik

Doch auch wenn sich der japanische Gastgeber bemühte, den Eindruck ungetrübter Einigkeit zwischen den beiden Allianzmächten zu wecken und Obama immer wieder beim Vornamen nannte, so ist das Verhältnis dennoch nicht ungetrübt. Abes Pilgergang im umstrittenen Yasukuni-Schrein für Japans Kriegstote, in dem auch Kriegsverbrecher geehrt werden, hatte nicht nur in China und Südkorea scharfe Proteste ausgelöst, sondern auch in Washington für deutlich Unmut gesorgt.

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Dass Obama erklärte, er habe im Gespräch mit Abe die Wichtigkeit betont, "die Situation nicht zu eskalieren", sich in "der Rhetorik bedeckt zu halten" und "keine provokativen Taten" zu unternehmen, war nicht nur an die Adresse Chinas gerichtet, sondern wurde in diplomatischen Kreisen auch als Nasenstüber für Abe verstanden.

Obama geht es auf seiner Asientour, die ihn auch nach Südkorea, Malaysia und auf die Philippinen führt, vor allem darum, Chinas wachsendem Einfluss zu begegnen. Japan ist dabei der wichtigste Alliierte für Washington - neben Südkorea, wo Obama im Anschluss hinreist. Dass jedoch auch das Verhältnis dieser beiden Nachbarstaaten wegen Inselstreitigkeiten sowie Japans Umgang mit seiner kriegerischen Vergangenheit derzeit höchst gespannt ist, erschwert Obamas Bemühung um ein regionales Gegengewicht zu China.

Abe ist starker befürworter der Sicherheitsallianz

Andererseits wissen die Amerikaner, dass sie in Abe einen starken Befürworter der Sicherheitsallianz und des Bestrebens der USA haben, die Region zu einem Schwerpunkt ihrer Außenpolitik zu machen. Auch in wirtschaftlichen Fragen gibt es Gemeinsamkeiten, auch wenn noch kein Abschluss der schwierigen Verhandlungen über das geplante transpazifische Freihandelsabkommen TPP verkündet werden konnte.

War das an sich breite und stabile Verhältnis zwischen beiden Ländern lange Zeit durch den jährlichen Wechsel an der Spitze japanischer Regierungen geplagt, so erscheint Abes Macht zur Erleichterung in Washington zumindest bis zu den nächsten anstehenden nationalen Wahlen in Japan 2016 als stabil.

US-Experte spricht von "bedrücktem" Verhältnis 

Abe bemühte sich denn auch, ein perfekter Gastgeber zu sein und führte Obama zum "besten Sushi meines Lebens" aus. Dennoch sei die Atmosphäre zwischen beiden Seiten "bedrückt", meinte der US-Experte Akikazu Hashimoto von der JF Oberlin University in Tokio. Nicht ohne Bedenken verfolgt Japan, wie sich das Verhältnis Amerikas zu China weiter gestalten wird. Die USA hätten "starke Beziehungen mit China", sagte Obama in Tokio und fügte hinzu: "Wir wollen weiter den friedlichen Aufstieg Chinas fördern".

Sollte Washington jedoch "Kerninteressen" Pekings respektieren, würde dies für Tokio mit Blick auf die Senkaku-Inseln ein ernsthaftes Problem bedeuten, gab Hitoshi Tanaka, Chef des Institute for International Strategy in Tokio, im Vorfeld von Obamas Staatsbesuch zu Bedenken. Umso erleichterter dürfte man in Tokio über Obamas Senkaku-Äußerungen gewesen sein, auch wenn er über die bisherige Haltung der USA in der Frage nicht hinausging.

In der Frage der Souveränität der von Japan verwalteten Inseln enthält sich Washington einer klaren Position. Ob er denn den USA vertraue, dass sie die Inseln im Ernstfall tatsächlich für Japan verteidigen würden, wollte ein Journalist von Abe wissen und verwies darauf, dass die USA die Ukraine nicht verteidigt hätten. "Ich vertraue den Vereinigten Staaten", sagte Abe. Das Gipfeltreffen mit Obama habe dieses Vertrauen sogar noch gestärkt. (dpa)