Duisburg. Gegen Krieg, Waffenhandel und für eine zivile Europäische Union haben am Samstag rund 150 Teilnehmer eines Ostermarsches demonstriert. Auch in sechs weiteren Städten Nordrhein-Westfalens schlossen sich Bürger den Ostermärschen an, darunter Düsseldorf und Köln.
Mit einem Ostermarsch haben am Samstag rund 200 Menschen in Duisburg gegen Krieg, Waffenhandel und für eine zivile EU demonstriert. "Die Friedensbewegung muss sich auf einen harten Kampf einstellen - bis hin zu Demonstrationen und Blockaden", sagte Georg Rohrbach vom Bündnis "Solidarität International" hinsichtlich der Krise in der Ukraine.
Doch so richtig machtvoll ist der Aufmarsch nicht. Zwar flattern die Fahnen der Demonstranten kräftig im Wind: die der DKP und der Linken, die regenbogenfarbenen "Pace"-Flaggen. Einsame Luftballons fliegen gen Himmel. Aber die Schar der Teilnehmer beeindruckt kaum angesichts der großen Vergangenheit der Ostermärsche. Unerwartet ist das nicht, auch nicht im Jahr der Ukraine-Krise: "Die Beteiligung ist immer zu gering", sagt Eberhard Przyrembel, der sich schon seit Jahrzehnten in der Friedensbewegung engagiert, und nun mit Christian Uliczka, einem der letzten Mitglieder des Friedensforums Duisburg, am Randes des Platzes steht.
Nur noch der harte Kern geht auf die Straße
Gingen zu den Hochzeiten der Ostermärsche in den 80-er Jahren bundesweit bis zu einer Million Menschen auf die Straße, um gegen das atomare Wettrüsten zu protestieren, ist es heute nur noch der harte Kern der politisch Aktiven. Die Aktionen im Ruhrgebiet sind die umfangreichsten in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt hat das Netzwerk Friedenskooperative 14 Kundgebungen in NRW angekündigt. Der Ostermarsch Rhein-Ruhr ist die einzige dreitägige Veranstaltung bundesweit. 1966 sang sogar die Hippie-Ikone Joan Baez in Gelsenkirchen. Von derartiger Prominenz ist am Samstag in Duisburg nichts zu sehen.
"Uns wird ja unterstellt: Wir sind überaltert - wir sehen das aber zum Teil auch so", sagt Manfred Stenner aus Bonn, Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative. Junge Aktive fehlen vielerorts, und auch wenn die Organisatoren nun ihre Hoffnungen in neue Initiativen aus Schüler- und Studentenkreisen setzen: Eine Studie des Göttinger Instituts für Demokratieforschung zeigt, dass sich in sozialen Bewegungen hauptsächlich Männer fortgeschrittenen Alters engagieren.
Gefühl der direkten Bedrohung ist weggefallen
Nach Ende des Kalten Krieges sei einfach das Gefühl der direkten Bedrohung weggefallen, sagt Manfred Stenner. Seit 1985 organisiert er die Ostermärsche auf Bundesebene mit. "In den 80-ern dachten die Menschen, ihnen fällt der Himmel auf den Kopf - dann war der Dritte Weltkrieg auf einmal abgesagt", sagt er. Ideologische Brüche um den Golfkrieg und den Kosovokrieg hätten die Friedensbewegung zudem stark geschwächt.
"Am Ende des Ost-West-Konflikts fällt die Positionierung schwerer", sagt Thorsten Bonacker vom Zentrum für Konfliktforschung der Marburger Universität. "Es ist viel komplexer, als es in der Abrüstungsdebatte war." Die Friedensbewegung habe ihre politischen Forderungen immer vor allem an die westliche Seite gerichtet.
"Die Annexion der Krim durch Russland ist völkerrechtswidrig - das ist bei uns Konsens", stellt Stenner klar. Aber im Aufruf zu den Ostermärschen steht: "NATO- und EU-Kriege stoppen!" Das "Geknapse um Einflussgebiete der EU" in der Ukraine habe historische Interessen Russlands außer Acht gelassen, sagt Stenner dazu. Nun müsse Russland aber deeskalierend wirken, statt die Separatisten in der Ostukraine zu ermutigen.
Auch beim Ostermarsch in Duisburg bewegt der Ukraine-Konflikt die Gemüter. Zwei "imperialistische Machtblöcke" stünden sich dort gegenüber, sagt Rohrbach. "Man kann mit Militär keinen Frieden schaffen", ergänzt Przyrembel. Etwas später zieht der Ostermarsch mit etwa 200 Teilnehmern los. Es soll noch weiter nach Düsseldorf gehen.. (dpa)