Kiew. . Das Ultimatum der Regierung in Kiew an die pro-russischen Separatisten im Osten ist abgelaufen. Der ukrainische Übergangspräsident Turtschinow hält ein Referendum über die künftige Struktur des Landes für denkbar. Unterdessen haben die EU-Außenminister Milliardenhilfen für die Ukraine beschlossen.

Statt einer harten Antiterroraktion der ukrainischen Armee wurden die Ostukrainer am Montag Zeugen weiterer Besetzungen von Regierungsgebäuden. In der Stadt Gorlowka rund 40 Kilometer nördlich des Verwaltungszentrums Donezk stürmten kurz nach Ablauf des Kiewer Ultimatums rund 100 schwerbewaffnete Separatisten den zentralen Polizeiposten.

Statt wie bisher in dieser Landesgegend üblich zu den Pro-Russen überzulaufen, verteidigte sich der Posten etwa eine Stunde lang standhaft. Bei dem Feuergefecht soll es Verletzte gegeben haben. Am Nachmittag waren neben der Polizei auch das Rathaus in der Hand der pro-russischen Separatisten.

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Ukrainische Medien hegten keinen Zweifel, dass sich viele russische Sicherheitskräfte unter den pro-russischen Separatisten befinden. Moskau dementiert dies, wie sie es auch auf der Krim tat.

Neue ukrainische Regierung mit wenig Rückhalt

In der nördlich gelegenen Chemiestadt Slowjansk bereiteten sich die Separatisten unter einem Banner der vor Wochenfrist ausgerufenen „Republik Donezk” auf den vom ukrainischen Übergangspräsidenten angedrohten Angriff der Armee vor. Uniformierte ohne Hoheitsabzeichen und örtliche Zivilisten richteten in vielen Straßen Barrikaden auf.

Junge Frauen ließen sich an der Seite der pro-russischen „Selbstverteidiger“ fotografieren, diese posierten mit ihren Kalaschnikows. Nach einem ruhigen Tag meldete der russische Fernsehsender NTV, die örtliche Fallschirmspringereinheit 25. Bataillon sei zu den separatistischen Einheiten des „Allgemeinen Zusammenschlusses“ übergelaufen. Das Verteidigungsministerium in Kiew dementierte die Meldung umgehend.

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Doch ist es kein Geheimnis, dass die neue ukrainische Regierung in der Heimatregion des abgesetzten Staatspräsidenten Janukowitsch wenig Rückhalt genießt. Umfragen zeigen, dass zwar nur 18 Prozent den Anschluss an Russland wollen; allerdings begrüßt auch nur jeder Vierte die neue Regierung in Kiew.

Mehr als die Hälfte der Einwohner des ukrainischen Ruhrpotts hat keine Meinung, ist ratlos und vor allem passiv. Ein schnittiges Auftreten und die Siegerpose der pro-russischen Separatisten könnte diese Mehrheit rasch auf seine Seite ziehen. Am Montagabend waren bereits acht Städte im Verwaltungsgebiet Donezk zumindest teilweise von Separatisten besetzt.