Slawjansk. . Mit Härte geht die ukrainische Regierung gegen prorussische Separatisten im Osten des Landes vor. Auf neue Häuserbesetzungen antwortet die prowestliche Führung erstmals mit dem Einsatz von Spezialkräften. Kiew wirft Moskau offen “Aggression“ vor.
Die Spannungen im Osten der Ukraine sind in blutige Gewalt umgeschlagen. Allein bei einem Polizeieinsatz gegen prorussische Gruppen in der Stadt Slawjansk wurden nach Angaben von Innenminister Arsen Awakow ein Geheimdienstagent und mehrere prorussische Milizionäre getötet.
Awakow warf den „Separatisten“ vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Der Innenminister ordnete am Sonntag einen „Anti-Terror-Einsatz“ an, nachdem am Vortag bewaffnete prorussische Gruppen in Slawjansk Gebäude von Polizei und Geheimdienst besetzt hatten. Hubschrauber kreisten über der Stadt, Bewohner bewachten die rund um das Kommissariat errichteten Barrikaden. An Zufahrtsstraßen nach Slawjansk errichteten Milizionäre Straßensperren.
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Die 100.000-Einwohner-Stadt Slawjansk liegt rund 60 Kilometer von der Großstadt Donezk entfernt. Auch dort stürmten prorussische Gruppen das Hauptquartier der Polizei. In Kramatorsk, Krasnyi Lyman und anderen Städten gab es nach Attacken „bewaffneter Kämpfer“ auf Verwaltungsgebäude Schusswechsel mit den Sicherheitskräften.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigt sich „zutiefst besorgt“
US-Außenminister John Kerry drohte in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow mit „weiteren Konsequenzen“, sollte Russland keine Schritte zur Deeskalation der Lage in der Ostukraine unternehmen und seine Truppen von der Grenze abziehen. Er sprach von „inszenierten und abgestimmten“ Aktionen, die sich so ähnlich schon auf der Krim ereignet hätten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich „zutiefst besorgt“ über die Lage. Er rief alle Seiten zu einem „konstruktiven Dialog“ auf.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen forderte Russland zum Abzug seiner Truppen aus dem Grenzgebiet zur Ukraine auf. Jegliche militärische Einmischung Moskaus – „unter welchem Vorwand auch immer“ – werde Russland international weiter isolieren, warnte Rasmussen.
Wegen der Spannungen in der Ostukraine wächst seit Tagen die Sorge vor einer russischen Invasion in das Nachbarland. Russland hatte sich im März die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibt, nachdem die mehrheitlich russischstämmige Bevölkerung in einem umstrittenen Referendum für den Beitritt zu Russland gestimmt hatte. (Mit Agenturmaterial)