Berlin. . Der Klimarat der UN drängt auf den Abschied von fossilen Brennstoffen. Und Klaus Töpfer, Ex-Chef der UNO-Umweltbehörde Unep, nimmt die Deutschen in die Pflicht: “Was Deutschland hier tut oder unterlässt, hat weltweit eine Signalfunktion“.

Die Hoffnungen an die Politik sind groß. Klaus Töpfer, Ex-Chef der UNO-Umweltbehörde Unep, sagt es so: „Einen unkontrollierbaren Klimawandel können wir nur verhindern, wenn der größte Teil der weltweiten Kohlevorräte unter der Erde bleibt. Was Deutschland hier tut oder unterlässt, hat weltweit eine Signalfunktion“.

Töpfer bezieht sich auf den Weltklimarat IPCC, der am Sonntag den letzten Teil seines neuen Sachstandsberichts vorstellte. Fünf Jahre lang hat ein Team um den deutschen Klimaforscher Ottmar Edenhofer daran gearbeitet. Es geht darum, welche Maßnahmen helfen können, die Erderwärmung zu bremsen. Die Botschaft ist eindeutig: Tut etwas, und zwar schnell! Und: „Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten“, so Edenhofer.

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Mehr Platz für Fußgänger

Zu möglichen Maßnahmen gehören: Raum für Fußgänger schaffen, Elektrobusse auf die Straße bringen, sparsame Flugzeuge und Autos entwickeln. Oder: Andere Stoffe als Zement verbauen, der bei der Herstellung viel Energie frisst, und Geräte designen, die nicht nach kurzer Zeit kaputt gehen. Kurzum raten die Experten, das Leben umzukrempeln, damit die Treibhausgase kräftig gemindert werden. Vor allem aber müsse das Energiesystem massiv umgebaut werden – weg von Kohle und Öl.

Die ganze letzte Woche hatten die Wissenschaftler mit Delegierten der UN-Mitgliedstaaten in Berlin die an die Politiker gerichtete Kurzfassung verhandelt. Sie dürfen sie getrost als Warnung verstehen.

Die wichtigsten Aussagen: Der Ausstoß der Treibhausgase legt derzeit trotz aller bisherigen Klimaschutzbemühungen rasant zu. So sind die Kohlendioxid(CO2)-Emissionen zwischen den Jahren 2000 und 2010 jedes Jahr um 2,2 Prozent gestiegen und damit mehr als zuvor. In den Jahren von 1970 bis 2000 waren es jeweils 1,3 Prozent. Und: 78 Prozent der Zunahme gehen auf die Energieerzeugung und die Industrie zurück. Das hängt mit dem Trend zum Kohlestrom zusammen, auch in Deutschland. „Werden Maßnahmen gegen den Klimawandel bis zum Jahr 2030 oder darüber hinaus verzögert, dann wird es sehr schwierig“, sagte Edenhofer.

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Anstrengungen für einen wirksamen Klimaschutz bedeuteten, so rechnet Edenhofer vor, dass der Wirtschaft 0,06 Prozentpunkte beim Wachstum abgeknapst würden. Dem stünden aber geringere Kosten bei der Anpassung an ein gewandeltes Klima gegenüber. Auch werde die Luft sauberer, der Zugang zu Energie sicherer, das Leben also besser.

Vorrang für Öko-Energien

Die „Schlüsselkomponente für eine kosteneffiziente Entschärfung des Klimawandels“ sei die Neustrukturierung der Energieversorgung. Grob verstehen die Wissenschaftler darunter, die Öko-Energien voranzubringen, skeptisch gegenüber der Atomkraft zu sein und mit aller Vorsicht an die dauerhafte unterirdische Speicherung von Kohlendioxid zu denken.

Der Rat spricht allerdings nur Empfehlungen aus. Jetzt sind die Politiker gefragt. Im nächsten Jahr soll ein neuer internationaler Klimavertrag, das Kyoto-Nachfolgeabkommen, in Paris beschlossen werden. Wie verbindlich er sein wird, ist offen.