Ankara. . Unter dem Eindruck von Korruptionsvorwürfen gegen die Regierung sind an diesem Sonntag die Kommunalwahlen in der Türkei gestartet. Für Ministerpräsident Erdogan ist der Urnengang ein Stimmungstest. Bei Protesten gab es laut Medienberichten Tote.

Bei Auseinandersetzungen während der Kommunalwahl in der Türkei sind am Sonntag Medienberichten zufolge acht Menschen getötet worden. In den Ortschaften Gölbasi (Provinz Hatay) und Yuvacik (Provinz Sanliurfa) seien Anhänger verschiedener Kandidaten aneinandergeraten, berichtete der Sender CNN Türk. Dabei seien auch mindestens 14 Menschen verletzt worden.

In der Türkei sind seit dem Morgen mehr als 52 Millionen Stimmberechtigte aufgerufen, ihre Kommunalvertreter in den 81 Provinzen des Landes zu wählen. Es sind "nur" Kommunalwahlen, doch sie gelten als wichtiger Stimmungtest für den von Korruptionsvorwürfen belasteten türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Das Wahlergebnis, heißt es, wird mit entscheidend für die Frage sein, ob sich der 60-Jährige bei der Wahl im August um das Präsidentenamt bewirbt.

Erste Ergebnisse am späten abend erwartet

Mehr als 52 Millionen Türken sind zu der Wahl aufgerufen, die Wahllokale schließen um 17 Uhr MESZ. Die ersten Ergebnisse werden am Abend erwartet.

Bei der Kommunalwahl 2009 hatte Erdogans islamisch-konservative Partei AKP mit 38,8 Prozent im Landesdurchschnitt alle anderen Parteien hinter sich gelassen. Erdogan hatte im Vorfeld der Wahl die Parole ausgegeben, jedes Ergebnis darunter wäre eine Niederlage.

Erdogans Popularität litt durch das brutale Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten, die im vergangenen Jahr gegen ein Bauprojekt im Istanbuler Gezi-Park protestierten. Das Vorgehen löste landesweite Proteste aus, in deren Verlauf acht Menschen ums Leben kamen. Zuletzt machte sich Erdogan mit Sperrungen der Internet-Plattformen Twitter und YouTube viele Feinde in der Bevölkerung.

Audiomaterial belastet politische Elite

Erdogan reagierte damit darauf, dass über Twitter und YouTube Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung verbreitet wurden. Kurz vor der YouTube-Sperre war auf dem Portal am Donnerstag erneut Audiomaterial aufgetaucht, dass die politische Elite des Landes im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt belastet. (afp/dpa)