Moskau. . Die Bewohner der ukrainischen Halbinsel Krim haben russischen Medien zufolge wie erwartet mit deutlicher Mehrheit für einen Anschluss an Russland gestimmt. 93 Prozent der Teilnehmer an dem Referendum hätten sich pro Russland entschieden. Die Wahlbeteiligung soll bei über 80 Prozent gelegen haben.

Unter scharfem Protest des Westens hat die zur Ukraine gehörende Schwarzmeerhalbinsel Krim ein Referendum über den Beitritt zu Russland abgehalten. 93 Prozent der Krim-Bevölkerung stimmte laut Wählerbefragungen für den Anschluss an den großen Nachbarn.

Kremlchef Wladimir Putin betonte in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut, dass das Referendum aus Sicht Russlands dem Völkerrecht entspreche. Merkel und weitere westliche Politiker werfen Moskau hingegen mit Nachdruck vor, die Abspaltung der Krim im Widerspruch mit internationalem Recht voranzutreiben.

EU erkennt das Ergebnis des Referendums nicht an

Die EU nannte das Votum „illegal“. Auch die USA würden das Ergebnis nicht anerkennen, sagte US-Außenminister John Kerry. Gegner des Referendums warfen den Organisatoren massive Manipulationen vor. Noch am Wahltag prangten Plakate über der Krim, die den Wahlberechtigten verkündeten: Stimmt für Russland - oder für eine braune Krim unter dem Hakenkreuz.

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Die Journalistin Jekaterina Sergazkowa notierte auf Facebook, sie habe trotz ihrer russischen Staatsbürgerschaft abgestimmt: „Na, wenn Sie schon hier leben, dürfen sie auch wählen“, zitiert sie eine Mitarbeiterin der Wahlkommission. Andere Wähler melden, bewaffnete Polizisten hätten an ihrer Haustür geklopft, um sie zur Stimmabgabe zu bewegen. Die Minderheit der muslimisch geprägten Krimtataren hatte zum Boykott der Befragung aufgerufen.

Die Organisatoren der Abstimmung konnten sich auf eine Wählerschaft stützen, die zu 58 Prozent aus Russen besteht und die zu 75 Prozent Russisch als ihre Muttersprache betrachtet. Die Rückkehr nach Russland interessierte hier aber vor dem Sturz von Präsident Janukowitsch kaum jemanden.

Widerwillen gegen Korruption und Beamtenwillkür

Nach Ansicht von Beobachtern verbinden die Krimrussen ihren Widerwillen gegen Korruption und Beamtenwillkür unter Janukowitsch mit der Erwartung auf Stabilität und Ordnung in Russland. „Sie glauben, das reiche Russland werde sie versorgen“, so ein Moskauer Filmemacher.

Im russisch geprägten Osten und Süden der Ukraine nahm der Protest gegen Kiew zu. In Donezk wurden die Büros der Sicherheitskräfte und der Staatsanwaltschaft gestürmt.