Münster. . Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nimmt nicht am Frühjahrstreffen der deutschen Bischöfe teil. So blieb den Oberhirten ein Eklat erspart, der die für Mittwoch terminierte Wahl eines Nachfolgers für Zollitsch zu überschatten drohte. Wer sind die aussichtsreichsten Kandidaten?

Bis zuletzt hatten die in Münster versammelten Bischöfe keine Gewissheit und so mancher dürfte sogar gezittert haben. Erst als der scheidende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zol­litsch, am Montagnachmittag das Treffen eröffnete, war klar: Franz-Peter Tebartz-van Elst aus Limburg war nicht angereist. So blieb den katholischen Oberhirten ein Eklat erspart, der die für Mittwoch terminierte Wahl eines Nachfolgers für Zollitsch zu überschatten drohte.

Gleichwohl bleibt der Fall des beurlaubten Tebartz-van Elst der Bischofskonferenz erhalten. Zwar ist nicht damit zu rechnen, dass Papst Franziskus, der über das Schicksal des Limburger „Skandalbischofs“ zu entscheiden hat, sein Urteil in dieser Woche fällt – das würde den Bischofs-Gipfel in Münster belasten. Aber spätestens ab nächster Woche ist mit dem Verdikt aus Rom zu rechnen.

Das Rennen ist offen

Wer sich dann, gleichsam als erste Amtshandlung, mit dem Fall Tebartz-van Elst befassen muss, ist unklarer denn je. Selten war das Rennen um den Vorsitz der Bischofskonferenz so offen wie jetzt im Borromaeum, dem Münsteraner Priesterseminar. Klar ist: Die He­rausforderungen, die auf den Neuen warten, sind enorm.

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Der Klimawechsel im Vatikan nach der Wahl von Papst Franziskus dürfte auch bei den Katholiken in Deutschland, die ohnehin so stark wie die Gläubigen in kaum einem anderen Land nach einschneidenden Reformen rufen, den Wunsch nach Veränderungen weiter verstärken.

Homosexualität und Scheidung

Der Umgang mit Themen wie Homosexualität und der Wiederverheiratung Geschiedener steht ebenso auf der Tagesordnung wie die Rolle der Frau in der Amtskirche oder das Finanzgebaren. Der Zollitsch-Nachfolger muss zudem Vertrauen zurückgewinnen, das durch den Skandal um sexuellen Missbrauch durch Geistliche verloren ging. Dazu müsse der künftige Chef-Bischof „Moderator und Brückenbauer sein“, wie es der Münsteraner Bischof Felix Genn formulierte.

Die Favoriten

Reinhard Marx (60). Der Münchener Erzbischof, inzwischen im Kardinalsrang, führt eine wichtige Diözese. Als Mitglied im päpstlichen Beratungsgremium für die brisante Reform der Kurie und als Chef der Europäischen Bischofskonferenz ist er bestens vernetzt und genießt hohes Ansehen – allerdings spricht diese Mehrfachbelastung auch gegen einen weiteren Top-Job.

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Rainer Maria Woelki (57). Erst 2008 zum Erzbischof von Berlin ernannt, legte Woelki eine steile Karriere hin. Im für Katholiken schwierigen Umfeld erwarb sich der Kardinal, der im Konklave den Papst mit wählte, einigen Respekt.

Der Geheimtipp

Stephan Ackermann (49). Einer der Jüngeren in der Riege der Oberhirten. Der Bischof von Trier war federführend bei der Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals – eine äußerst schwierige Aufgabe, die Ackermann nach der Meinung vieler souverän und unter Umgehung aller Fallstricke bewältigte. Er gilt auch als Bischof, der in TV-Talkshows bestehen kann.

Der Außenseiter

Franz-Josef Overbeck (49). Der Ruhrbischof hat sich seit seinem Amtsantritt in Essen 2009 erstaunlich entwickelt. Galt er früher als Vertreter des konservativen Flügels, trieb er mit seinem Dialogprozess im Ruhrbistum den Austausch mit der kritischen Basis so konsequent wie kaum ein anderer Bischof voran. Inzwischen gilt er als behutsamer Reformer. Als Militärbischof und Vorsitzender der Lateinamerika-Kommission der Bischofskonferenz kann er auf Erfahrung auf internationalem Parkett verweisen.