Berlin. Kurz vor Weihnachten wurden die Frontfrauen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina von der Band Pussy Riot aus dem russischen Straflager entlassen. Jetzt sind sie zur Gala Cinema for Peace in Berlin gekommen und verkünden politische Pläne. Der Rummel um die rebellischen Russinnen ist groß.

Gerade hat sie Madonna in New York auf die Konzertbühne geholt. Auch in Berlin ist der Rummel groß. Die Frontfrauen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot wurden kurz vor Weihnachten nach 20 Monaten Haft freigelassen. Danach haben Nadeschda Tolokonnikowa (24) und Maria Aljochina (25) schon gesagt, dass sie Russlands Präsidenten Wladimir Putin weiter attackieren wollen.

Bei ihrem ersten Auftritt in Deutschland nach der Freilassung legen sie nach. Sie wollen ins Moskauer Stadtparlament einziehen. "Das ist einen Versuch wert", sagt Tolokonnikowa. Die Aktivistinnen sind zur Gala Cinema for Peace angereist, bei der es um Stars und politisches Kino geht. Eine Doku über Pussy Riot ist für einen der Filmpreise nominiert. Auf dem Podium sitzen weitere Galagäste, Mick Jaggers Ex-Frau Bianca und Kweku Mandela, ein Enkel von Nelson Mandela.

Wollten keine religiösen Gefühle verletzen

Die Kameras klicken. Vor dem Hotel stehen die Übertragungswagen der Fernsehsender. Ihre berühmten Masken tragen die hübschen Frauen, beide junge Mütter, nicht. Damit hatten sie im Februar 2012 in der Erlöserkathedrale in Moskau gegen die Rückkehr von Putin ins Präsidentenamt protestiert. Danach bekamen sie die Härte der russischen Justiz zu spüren, was weltweit Proteste auslöste.

Zurück in der Freiheit

Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung in Moskau.
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung in Moskau. © AFP
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau.
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau. © REUTERS
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung bei einer Pressekonferenz.
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung bei einer Pressekonferenz. © dpa
Die Musikerinnen bei einer Pressekonferenz nach ihrer Freilassung: Maria Alyokhina (li.) und Nadezhda Tolokonnikova (re.).
Die Musikerinnen bei einer Pressekonferenz nach ihrer Freilassung: Maria Alyokhina (li.) und Nadezhda Tolokonnikova (re.). © dpa
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova (re.) von der Punk Band
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova (re.) von der Punk Band "Pussy Riot" und ihr Ehemann Peter Verzilov auf dem Weg zu einer Pressekonferenz nach der Freilassung. © AFP
Die Musikerinnen bei einer Pressekonferenz nach ihrer Freilassung: Maria Alyokhina (li.) und Nadezhda Tolokonnikova (re.).
Die Musikerinnen bei einer Pressekonferenz nach ihrer Freilassung: Maria Alyokhina (li.) und Nadezhda Tolokonnikova (re.). © dpa
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau.
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau. © AFP
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (mi.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau.
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (mi.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau. © REUTERS
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau.
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau. © AFP
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau.
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau. © dpa
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau.
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau. © AFP
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau.
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau. © REUTERS
Nadezhda Tolokonnikova (mi.) am Moskauer Flughafen.
Nadezhda Tolokonnikova (mi.) am Moskauer Flughafen. © dpa
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau.
Musikerin Nadezhda Tolokonnikova nach ihrer Freilassung am Flughafen in Moskau. © dpa
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau.
Die Musikerinnen Nadezhda Tolokonnikova (re.) und Maria Alyokhina (li.) am Vnukovo Flughafen in Moskau. © dpa
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Sie wollten mit der Aktion in der Kirche keine religiösen Gefühle verletzen, beteuern die Frauen auch in Berlin. Über ihr Schicksal zu jammern, das ist nicht ihre Sache. Als der Gala-Veranstalter wissen will, ob sie im Straflager Angst um ihr Leben hatten, sagt Aljochina: "Das Schlimmste, das ein Mensch im Gefängnis erfährt, ist dieses Gefühl, in einer Sackgasse zu sein und keine Wahl mehr zu haben."

Gegen Missstände in Gefängnissen

Die Putin-Gegnerinnen wollen eine Organisation gründen, die gegen Missstände in Gefängnissen kämpft. "Wenn die Welt hört, was hinter den Mauern russischer Gefängnisse passiert, wird sie das nicht so schnell vergessen können." In ihrer Heimat hätten Häftlinge kein Wahlrecht und ihnen werde die medizinische Versorgung verweigert, sagen sie.

Während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Sotschi sei auf dem Roten Platz eine kleine Gruppe von Leuten, die mit Regenbogenflaggen die Hymne singen wollte, festgenommen und stundenlang auf der Polizeiwache festgehalten worden. "So läuft das in Russland."

Kremlgegner in Berlin gern gesehen

Kremlgegner scheinen in der deutschen Hauptstadt gern gesehene Gäste zu sein - im Dezember war Michail Chodorkowski nach seiner Freilassung da. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will Tolokonnikowa und Aljochina am Dienstag empfangen.

Zuletzt hatte es Verwirrung darüber gegeben, ob beiden noch zu Pussy Riot gehören oder zu einer neuen Künstlergruppe. Ob sie noch die Frontfrauen des Kollektivs seien? Die Antwort geben sie bei der Pressekonferenz: "Der Punkt ist: Jeder, der will, kann Mitglied von Pussy werden." Und jedes Mitglied könne auch Frontfrau oder Frontmann werden. (dpa)