Euskirchen/Düsseldorf. Aus Angst vor Einbrecherbanden greifen zahlreiche Bürger in NRW zur Selbsthilfe: Sie patroullieren in den Abendstunden mit Hunden oder engagieren gar private Sicherheitsdienste. Wer verdächtig aussieht, wird angesprochen, fremde Kennzeichen notiert. Das ist erlaubt, aber unter Umständen nicht ungefährlich.
Nur jeder siebte der 58 000 Wohnungseinbrüche in NRW 2013 wurde aufgeklärt. In Städten wie Euskirchen, Mönchengladbach und Radevormwald laufen verängstigte Bürger inzwischen selbst „Streife“ oder haben private Sicherheitsdienste beauftragt. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) räumt Probleme mit osteuropäischen Einbrecherbanden ein, warnt aber Anwohner, eigenmächtig auf Verbrecherjagd zu gehen. Bisher gibt es nach Erkenntnissen des Ministeriums in NRW auch „keine Bürgerwehren“.
In einem Bericht für den Innenausschuss des Landtags greift der Innenminister Vorgänge im Kreis Euskirchen auf. Dort hatte sich der Junggesellenverein Edelweiß Harzheim 1912 nach einem Einbruch bei der Ortsvorsteherin im Dezember 2013 entschlossen, mit Taschenlampen und Ferngläsern ausgerüstet, bis zum Ende der Winterzeit täglich „private Überwachungsgänge“ durchzuführen. Inzwischen haben sich Bürger der Ortschaft Mechernich-Harzheim angeschlossen. „Es liegen keine Erkenntnisse vor, dass es zu Anhaltsvorgängen gekommen wäre“, heißt es im vorliegenden Bericht.
Bürger patroullieren mit Hunden
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In Mönchengladbach haben 72 Anwohner eine private Sicherheitsfirma beauftragt, in zivil oder in Sicherheits-Uniform durch eine Villengegend zu laufen. Fremde werden angesprochen, verdächtige Autokennzeichen notiert. In Radevormwald treffen sich Bürger mit Hunden zu abendlichen Spaziergängen, um Einbrecher abzuschrecken. Nach dem „Jedermannsrecht“ dürfen auf frischer Tat ertappte Täter gewaltlos festgehalten werden, bis die Polizei eintrifft. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt aber vor Aktionen auf eigene Faust, weil die Banden schnell gewalttätig werden können.
Minister Jäger bestätigt in dem Bericht, dass als Täter zunehmend „mobile überörtliche Einbrecherbanden festgestellt“ werden, die vor allem Regionen mit guter Verkehrsanbindung und Ballungsräume für ihre Anfahrts- und Fluchtwege nutzen. Seit 1980 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW um 50 Prozent angewachsen. Jäger verweist darauf, dass Polizei und Ordnungsämter ihre Aktivitäten nicht nur im Kreis Euskirchen verstärkt haben.
40 Prozent der Einbrüche scheitern
Durch landesweite Aktionen konnten seit August 2013 in NRW 61 Intensivtäter festgenommen und diesen 350 Straftaten nachgewiesen werden. Die Opposition im Landtag sieht in der Eigeninitiative der Anwohner aber einen Beleg für die wachsenden Ängste vor Einbrecherbanden. Innenminister Jäger verwies kürzlich darauf, dass heute 40 Prozent der Wohnungseinbrüche scheitern, weil Nachbarn wachsam sind oder Gebäude gesichert werden.