Düsseldorf. NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) hat das Modellprojekt „Jugendstrafvollzug in freien Formen“ in der Jugendhilfeeinrichtung Raphaelshaus in Dormagen beendet. Es bestehe der Verdacht, dass ein Sozialpädagoge drei jugendlichen Gefangenen Weihnachten 2013 einen Bordellbesuch ermöglicht habe.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) hat die Erprobung eines liberalen Jugendstrafvollzugs nach einer Reihe von Skandalen umgehend stoppen müssen. Das Vertrauen in das Modellprojekt „Jugendstrafvollzug in freien Formen“, das seit Sommer 2012 mit Gefangenen in einer Dormagener Einrichtung lief, sei grundlegend erschüttert, erklärte Kutschaty.

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Auslöser für den Stopp des mit großen Erwartungen gestarteten alternativen Strafvollzugs für junge Täter seien „erhebliche Pflichtverletzungen“ eines Dormagener Mitarbeiters gewesen. Der Diplom-Sozialpädagoge soll den Gefangenen an Weihnachten einen Bordellbesuch in Düsseldorf ermöglicht und mit ihnen an Silvester in Köln Alkohol getrunken haben. Der Justizminister habe nach Klärung der Sachlage am Mittwoch „sofort entschieden, das Modellprojekt zu stoppen“.

Projekt stand von Beginn an unter keinem guten Stern

Das Projekt, das Experten 2010 nach dem Vorbild anderer Bundesländer angeregt hatten, stand in Dormagen von Beginn unter keinem guten Stern. Jugendliche Straftäter flüchteten kurz nach dem Start, so dass Kutschaty zwischenzeitlich unter Druck geriet. Zudem kamen pädagogische Resozialisierungsmaßnahmen wie gemeinsames Kanufahren schnell als „Kuschel-Knast“ ins Gerede.

Vier junge Straftäter wurden nach Schließung der Dormager Einrichtung ins Gefängnis Wuppertal-Ronsdorf verlegt – ein 16-Jähriger konnte unmittelbar nach Beendigung des Projekts durch ein Fenster türmen und ist seither auf der Flucht.