Kabul. Soldaten der us-amerikanischen Streitkräfte haben in der Provinz Helmand im Süden Afghanistans einen vierjährigen Jungen erschossen. Das berichten die örtlichen Behörden. Offenbar hielten die Marines das Kind in einem Sandsturm fälschlicherweise für einen Feind.

In Afghanistan haben US-Soldaten nach Angaben der örtlichen Behörden einen vierjährigen Jungen erschossen. Wegen schlechter Sicht durch einen Sandsturm hätten die US Marines das Kind für einen Feind gehalten und das Feuer eröffnet, sagte ein Sprecher des Gouverneurs in der südafghanischen Provinz Helmand am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Der Junge sei sofort tot gewesen. Der Vorfall habe sich bereits am Mittwoch ereignet. Das Präsidialamt in Kabul verurteilte das Vorgehen der Soldaten.

Die USA müssten umgehend alle Einsätze in Dörfern stoppen, damit nicht noch mehr Zivilisten getötet würden, forderte ein Sprecher von Präsident Hamid Karsai. Ein Sprecher der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan erklärte, der Vorfall werde untersucht. Man werde alles daran setzen, im Kampf gegen die Taliban weitere Opfer unter Zivilisten zu vermeiden. In den vergangenen Jahren ist es in Afghanistan immer wieder zu zahlreichen Zwischenfällen gekommen, bei denen ausländische Soldaten Zivilisten mit Aufständischen verwechselten und töteten.

Belastete Beziehungen zwischen Afghanistan und den USA

Die wachsende Zahl an zivilen Opfern hat zu massiven Verstimmungen zwischen den Regierungen in Kabul und Washington geführt. So weigert sich Karsai bislang, mit den USA einen neues Sicherheitsabkommen zu unterzeichnen. Darin soll unter anderem die Stationierung von US-Soldaten nach Abzug der ausländischen Kampftruppen Ende des Jahres geregelt werden. (reuters)