Basel. Der Kremlkritiker hat Deutschland verlassen und ist in die Schweiz gereist, wo seine Frau lebt - und wo sein Geld sicher ist. Laut Medienberichten lagern Milliarden des Yukon-Konzerns dort. Chodorkowski kündigte aber auch an, er wolle sich für politische Gefangene einsetzen.
Der Kremlgegner Michail Chodorkowski ist gut zwei Wochen nach seiner Freilassung aus russischer Haft von Deutschland aus in die Schweiz gereist. Er sei am Sonntag mit einem Zug aus Berlin in die Alpenrepublik gekommen, teilte ein Sprecher des 50-jährigen ehemaligen Ölunternehmers mit.
Chodorkowski und seine Frau Inna wollten ihre Zwillingssöhne Gleb und Ilja zum Schulbeginn im neuen Jahr begleiten, heißt es in der Mitteilung seiner Schweizer PR-Agentur Creafactory weiter. Inna und die Zwillinge leben seit längerem in der Schweiz, sie gehen dort zur Schule. Die Tochter Anastasia lebt in Moskau.
Chordokowski will sich für politische Gefangene einsetzen
Ob sich Chodorkowski dauerhaft in der Schweiz niederlässt, blieb zunächst offen. Die Familie danke dem Land für die Möglichkeit, Zeit miteinander verbringen zu können, erklärte seine Agentur. Er sei auch dankbar "für die klare Haltung der Schweizer Behörden während der langen Jahre seiner ungerechtfertigten Haft". Chodorkowski kündigte an, er wolle sich von der Schweiz aus für die Befreiung von politischen Gefangenen in Russland einsetzen. Das sagte er am Sonntag während seiner Zugfahrt von Berlin in die Eidgenossenschaft dem Schweizer Fernsehen SRF. Er wolle möglichst viel dafür tun, dass auch andere politische Gefangene freikommen, erklärte der einst prominenteste politische Häftling Russlands, der erst vor knapp zwei Wochen nach rund zehn Jahren Lagerhaft auf freien Fuß gekommen war.
"Man kann doch nicht ruhig leben, wenn man weiß, dass in Gefängnissen politische Gefangene schmoren", sagte der einstige Oligarch nach Angaben der Schweizer Nachrichtenagentur sda. Chodorkowski wurde auf der Reise von drei seiner vier Kinder - den beiden Söhnen Gleb und Ilja und der Tochter Anastasia - sowie seiner Frau Inna begleitet, wie auf Bildern des SRF zu sehen war.
"Das ist das erste Mal seit zehn Jahren, dass ich mit meiner Frau und meiner Familie zusammen sein kann", sagte Chodorkowski den SRF-Reportern. "Meine beiden jüngsten Söhne gehen in der Schweiz zur Schule und bald beginnt der Unterricht", erklärte er zum Grund seiner Reise in die Alpenrepublik.
Vermögen wieder freigegeben
Der Kreml-Kritiker, der als Ölunternehmer zum reichsten Mann Russlands aufgestiegen war, hat nach Berichten Schweizer Medien einen großen Teil seines Vermögens bei eidgenössischen Banken deponiert. Das Schweizer Bundesgerichts in Lausanne hatte 2004 Vermögenswerte des Russen in der Eidgenossenschaft wieder freigegeben, nachdem diese zunächst auf Antrag Moskaus blockiert worden waren.
Insgesamt waren nach Angaben der Schweizer Nachrichtenagentur sda 6,2 Milliarden Franken (5,1 Milliarden Euro) des Yukos-Konzerns bei fünf Banken eingefroren worden. Dagegen hatten Chodorkowski und seine Yukos-Mitstreiter erfolgreich Beschwerde eingelegt. Das Bundesgericht wies den russischen Antrag in Sachen Yukos mit der Begründung zurück, der Kreml sei aus politischen Gründen gegen Chodorkowski vorgegangen.
Der ehemalige Öl-Unternehmer hatte am 20. Dezember nach zehn Jahren Haft vorzeitig das Straflager in Nordrussland verlassen dürfen. Daraufhin war er nach Vermittlung durch den früheren Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher direkt nach Berlin geflogen. Dort hatte er wenig später ein Visum für die Schweiz beantragt und erhalten. Damit kann er sich zunächst drei Monate lang in der Eidgenossenschaft aufhalten. (dpa)