Berlin. . Im Ruhrgebiet kommen relativ viele Kinder zur Welt. Das liegt am hohen Anteil türkischstämmiger Familien. Ansonsten aber setzt sich der Trend zur kinderarmen Republik fort. Eine von fünf Frauen hat keinen Nachwuchs, bei den Akademikerinnen in Westdeutschland ist es sogar jede Dritte.

Die Familien in Ruhrgebietskommunen haben im Vergleich zu Familien in anderen deutschen Großstädten die meisten Kinder. Das geht aus Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hervor. Duisburg setzt sich mit 1,84 Kindern pro Familie an die Spitze. Es folgen Dortmund (1,83) und Essen (1,79). Hintergrund ist ganz offenbar der hohe Anteil türkischer Migrantenfamilien.

Ansonsten setzt sich bundesweit der Trend zur kinderarmen Republik fort. 22 von 100 Frauen im Alter zwischen 40 und 44 Jahren waren im letzten Jahr kinderlos. Das ist ein neuer Höchststand. Außerdem verschiebt sich die Familiengründung immer weiter nach hinten: Frauen sind bei der Geburt ihres ersten Kindes heute im Schnitt 29 Jahre alt. Vor 40 Jahren waren die damaligen Erstgebärenden durchschnittlich erst 24.

Der Anteil der Frauen ohne Kinder steigt

Während die wohl künftige Große Koalition um „Mütterrenten“, „Betreuungsgeld“, Kitas und mehr Einwanderung streitet, redet Roderich Egeler Klartext. Roderich Egeler ist Chef des Statistischen Bundesamtes. Die Botschaft, die er am Donnerstag in Berlin hinterließ: Der Anteil der Frauen ohne Kinder steigt. Immer weniger Mütter bringen mehr als ein Kind zur Welt. Der Trend zur späten Familiengründung hält an.

Die große Entwicklungslinie ist nicht neu. „Das Geburtenniveau in Deutschland gehört seit Jahrzehnten zu den niedrigsten der Welt“, so Egeler. Aber die trockenen Zahlen und Daten sind neu, abgeleitet aus der Befragung von knapp 700.000 Menschen im Jahr 2012.

Familien sind eine Minderheit

80 Millionen Einwohner hat das Land. Es gibt 8,1 Millionen Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind. Nur jede siebte Familie ist mit drei und mehr Kindern „kinderreich“.

Familien gibt es auch künftig immer weniger

Der Anteil der Frauen ohne Kinder wächst. 22 Prozent derjenigen, die zwischen 40 und 44 Jahre alt sind, sind und bleiben dann oft kinderlos. Vor vier Jahren waren es erst 20 Prozent. Sie leben meist in Hamburg, Berlin und Bremen. NRW steht auf dem fünften Platz. Brandenburg auf dem letzten von 16.

Familie kommt immer später

Erwarteten Mütter vor 40 Jahren mit 24 das erste Kind, warten heute damit viele bis zum 29. Lebensjahr ab. Die Zahl der Frauen, die vor ihrem 30. Geburtstag das erste Kind bekommen, sinkt weiter. Dadurch verringert sich auch die Anzahl der potenziellen Mütter mit drei oder vier Kindern. Es ist eine Entwicklung, die auch im Osten Deutschlands Einzug hält.

Familie lässt sich Zeit

Der mittlere Abstand zwischen der ersten und dem dritten Kind liegt heute bei sieben Jahren. Nicht alle im jüngeren Alter aufgeschobenen Geburten werden später nachgeholt. „Die endgültige Kinderzahl geht deshalb in Deutschland seit Jahrzehnten zurück“, so die Statistiker.

Das Nein der Akademikerinnen

Viele von ihnen bleiben ohne Kinder. Von den Frauen, die studiert haben und heute zwischen 45 und 49 Jahre alt sind, hat fast jede dritte (30 Prozent) kein Kind. Das ist ein Höchststand. Aber Roderich Egeler sieht einen Lichtblick, sagt er: Bei den jüngeren Akademikerinnen scheint sich dieses Verhalten etwas abzuschwächen.

Das Nein der Nicht-Akademikerinnen

Auch „bei den westdeutschen Frauen ohne einen akademischen Abschluss wird der Anteil der Frauen ohne Kind steigen“, sagt das Statistische Bundesamt.

Die arbeitende Familie

Kommen dann doch Kinder, sind es die Mütter, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen oder ganz aufgeben. 2012 übte nur jede dritte Mutter mit Kindern unter drei Jahren einen Beruf aus. Von den „jungen“ Müttern (Kinder unter einem Jahr) waren es neun Prozent.

Väter gestalten die Beteiligung am Erwerbsleben unabhängiger. Bis zu 85 Prozent gehen weiter arbeiten. In 53 Prozent der Fälle, in denen Mutter und Vater als Paar zusammenleben und sie Kinder unter drei Jahren haben, ist der Vater der Alleinverdiener. In jedem dritten dieser Haushalte arbeiten beide. 14 Prozent sind ohne jede Erwerbstätigkeit. Bei drei Prozent der Paargemeinschaften ist nur die Mutter beruflich aktiv.