Niamey. Auf der Flucht aus dem westafrikanischen Niger nach Algerien sind Dutzende Menschen in der Sahara verdurstet. Nach einer Autopanne wurden die Flüchtlinge in der Wüste zurückgelassen. Die Fahrer wollten angeblich Ersatzteile für einen Wagen holen - kehrten jedoch nicht zurück.

Bis zu 82 Flüchtlinge aus dem westafrikanischen Niger sind auf dem Weg nach Algerien in der Sahara verdurstet. Behördenangaben vom Montag zufolge waren sie mit zwei Fahrzeugen auf dem Weg nach Algerien, als eines von ihnen eine Panne hatte. Die Fahrer machten sich mit dem anderen Wagen alleine auf den Weg - angeblich, um Ersatzteile zu holen. Doch sie kamen nie zurück.

Über den genauen Hergang und die Zahl der Toten und Überlebenden kursierten am Montag unterschiedliche Angaben. Laut dem Bürgermeister von Agadez, der größten Stadt im Norden Nigers, brachen die beiden Fahrzeuge Mitte Oktober von Arlit auf. Auf dem Weg in die südalgerische Saharastadt Tamanrassett sei eines der Fahrzeuge liegengeblieben, das zweite Fahrzeug sei daraufhin ohne die Flüchtlinge weitergefahren. Diese seien ohne Wasser und Verpflegung in der Wüste zurückgeblieben, sagte Bürgermeister Rhissa Feltou.

Flüchtlinge machten sich in Kleingruppen auf die Suche

Nach langem Warten hätten sich die Flüchtlinge in kleine Gruppen aufgeteilt, um eine Oase zu suchen. Fünf von ihnen erreichten nach mehreren Tagen schließlich die Stadt Arlit und alarmierten das Militär. Als die Soldaten schließlich das kaputte Fahrzeug fanden, war es zu spät. Sie stießen laut einem Sprecher nur noch auf 19 völlig entkräftete Überlebende.

Unklar war, wieviele Menschen überhaupt an der gefährlichen Reise teilgenommen hatten. Bürgermeister Feltou sprach von mindestens 60 Passagieren, darunter ganze Familien. Eine Flüchtlingshelferin sagte, an Bord der beiden Fahrzeuge seien knapp 80 Menschen gewesen. Dagegen berichtete ein Überlebender dem Magazin "Air Info" von 82 Toten.

Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Welt

Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Nach UN-Angaben passierten allein zwischen März und August mehr als 30.000 Flüchtlinge Agadez auf der Suche nach einem besseren Leben - die meisten von ihnen versuchen jedoch, statt nach Algerien nach Libyen und von dort nach Europa zu gelangen.

Schon der Weg bis zu den Grenzen ist gefährlich: Schlepper überlassen die Flüchtlinge immer wieder in der Wüste ihrem Schicksal, wo sie elend zugrunde gehen. Viele, die es schaffen, sterben dann im Mittelmeer auf dem Weg nach Europa. (afp)