Berlin. Wochen, nachdem Ronald Pofalla sie für beendet erklärt hatte, kocht die NSA-Affäre hoch. Nicht etwa, weil die Bundesregierung sich plötzlich für eine politische Aufarbeitung interessiert - sondern weil die Kanzlerin persönlich betroffen ist. Da muss mancher EU-Partner ziemlich grinsen.

NSA-Affäre? War die nicht lange abgesagt? Eigenhändig beerdigt von der Kanzlerin und ihren Getreuen Pofalla und Friedrich? Von wegen. Zu früh gefreut!

Denn nun kehrt die Abhöraffäre mit voller Wucht zurück. Und man fragt sich: Haben Merkel und ihre Leute noch vor ein paar Wochen die Lage wissentlich geschönt - oder waren sie so ahnungslos wie sie sich gaben? Beides erhöht nicht eben das Vertrauen in ihre Regierungskompetenz.

Auffällig ist jedenfalls, dass die Bundesregierung die Enthüllungen über die Abhörwut des amerikanischen Geheimdienstes NSA so lange herunterspielte, wie "nur" normale Bürger im Fokus der US-Schlapphüte zu stehen schienen. Jetzt, da das Handy der deutschen Regierungschefin ganz offensichtlich angezapft wurde, ist die Aufregung groß.

Angela Merkel greift zum Telefon

Nun greift Angela Merkel umgehend zum (Festnetz-)Telefon und beschwert sich beim amerikanischen Präsidenten. Da wird ganz offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Beim Bürger herumzuschnüffeln, das wird noch stillschweigend akzeptiert. Aber wehe, die Lauscher schalten sich in die eigenen Gespräche ein!

Angela Merkel mit Smartphone und Flunsch bei der Cebit.
Angela Merkel mit Smartphone und Flunsch bei der Cebit. © Julian Stratenschulte/Archiv

Wenn die Kanzlerin heute zum EU-Gipfel nach Brüssel reist, dürfte ihr zumindest der heimliche Spott ihrer Regierungskollegen aus halb Europa sicher sein. Während etwa die Administrationen in Paris und Rom die Schnüffeleien der NSA mit klaren Worten verurteilten, hielt sich die Regierung Merkel eher zurück.

Und ausgerechnet sie wurde nun abgehört. Da wird sich so mancher Partner in der EU ein hämisches Grinsen nicht verkneifen können.