Essen. Das Handy von Kanzlerin Angela Merkel ist möglicherweise von US-Geheimdiensten überwacht worden. Immer wieder hatten Merkel und US-Präsident Barack Obama die Freundschaft beider Staaten betont. Was hat Obama nun mit dem Lauschangriff zu tun und welche Folgen wird er haben? Ein Kommentar.

Angela Merkel lässt erklären, der Versuch des US-Geheimdienstes, ihr Smartphone abzuhören, sei ein Vertrauensbruch zwischen Berlin und Washington. Barack Obama lässt verlauten, er sei böse auf die NSA. Die beiden Regierungschefs sagen, was man in einer solchen Lage so sagt. Folgen? Keine.

Wirklich überrascht kann die Kanzlerin nicht über den US-Lauschangriff sein. Die NSA hört alles und jeden ab, andere Staatschefs auch, weshalb dann nicht Europas mächtigste Frau? Warum benutzt Merkel ein Verschlüsselungs-Telefon, weil sie sich vor den Chinesen fürchtet oder vor Putin?

Die NSA lauscht wohl mit Rückendeckung von Barack Obama

Ein Kommentar von WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz.
Ein Kommentar von WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz. © WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz.

Und Obama. Wer hat denn der NSA befohlen zu spähen und zu lauschen? Die NSA untersteht doch nicht irgendeinem anonymen Großen Bruder, sondern dem Präsidenten. Würde sich die Lausch-Krake ohne Rückendeckung von ganz oben selbstständig machen, hätte Obama seine Regierung nicht im Griff. Wer soll denn das glauben?

Sie hören ab, sie tauschen untereinander Informationen aus, es herrschen die Spielregeln des informationellen Gruppensex. Man kann das regeln wollen. Man kann das regeln wollen, aber auch ebenso gut sein lassen. Zynisch? Nein, realistisch. Leider? Leider.