Berlin. Joachim Gauck hat die Eurokritiker der Alternative für Deutschland erzürnt. Der Bundespräsident geißelt die AfD als “populistische Partei“. Er sei sehr dankbar, dass sie den Einzug ins Parlament verpasst hätte, sagte er in einem Interview. Partei-Chef Lucke will nun ein ernstes Wort mit Gauck reden.

Bundespräsident Joachim Gauck hat den Unmut der eurokritischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) auf sich gezogen. Gauck habe die AfD als "populistische Partei" bezeichnet, über deren verpassten Einzug ins Parlament er "sehr dankbar" sei, berichtete der Kölner "Express" (Mittwoch). AfD-Chef Bernd Lucke sagte der Zeitung: "Ich halte das für eine Entgleisung und einen Verstoß gegen die Neutralitätspflichten des Bundespräsidenten." Es sei nicht hinnehmbar, dass Gauck öffentlich äußere, wen er im Parlament sehen wolle und wen nicht.

Bei einer Diskussionsveranstaltung mit dem polnischen Staatspräsidenten Bronislaw Komorowski an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) hatte Gauck am vergangenen Freitag nach Angaben des "Express" gesagt, viele Länder hätten populistische Parteien im Parlament. "Wir nicht! Darüber bin ich sehr dankbar". Jetzt aber sei der Einzug der AfD in das Europaparlament möglich.

Juristische Schritte gegen Gauck ließ Lucke offen. Er wolle zunächst abwarten, "ob der Herr Bundespräsident das Gespräch mit mir sucht", sagte der Hamburger Wirtschaftsprofessor. (dpa)