Limburg/Berlin. Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist nun doch schon am Sonntag in Rom eingetroffen. Er halte sich zu Gesprächen im Vatikan auf, sagte ein Bistumssprecher. Unterdessen werden Vorwürfe laut, Tebartz-van Elst habe die Baukosten für seinen Bischofssitz über Jahre gezielt verschleiern lassen.

Das Verwirrspiel um den heftig umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geht weiter: Zwar weiß man jetzt: Er ist in Rom eingetroffen. Offen ist aber nach wie vor: Was hat er dort vor?

Noch am Samstag hatte ein Bistumssprecher gesagt, Tebartz-van Elst werde "im Laufe der Woche" nach Rom reisen. Am Sonntagmittag dann die Bestätigung: Der Limburger Bischof ist doch schon im Vatikan eingetroffen. Mehrere Medien berichteten, er sei mit der Billig-Airline Ryanair geflogen. Zeugen hätten den Geistlichen am Sonntagmorgen am Hunsrückflughafen Hahn gesehen. Nun stünden Gespräche auf der Agenda, teilte Bistumssprecher Martin Wind mit. Mehr sagte er zunächst nicht.

Bischof will seine Situation im Vatikan darstellen

"Der Bischof ist betroffen über die Eskalation der aktuellen Diskussion. Er sieht und bedauert, dass viele Gläubige im Bistum und darüber hinaus unter der gegenwärtigen Situation leiden", hieß es in einem Schreiben des Bistums vom Samstag.

Es sei für Tebartz-van Elst selbstverständlich, "dass die Entscheidung über seinen bischöflichen Dienst in Limburg in den Händen des Heiligen Vaters liegt, von dem er in die Diözese gesandt wurde". Ein Bistumssprecher betonte am Abend, dies sei kein Angebot zum Rücktritt, sondern eine "neutrale Aussage".

Der Bischof wolle im Vatikan die Situation im Bistum darstellen. "Daraus wird eine Entscheidung entstehen", betonte der Sprecher. Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann nicht selbst zurücktreten, laut Kirchenrecht dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten.

Kosten für Bischofssitz könnten auf 40 Millionen Euro steigen

Mit seiner Rom-Reise wolle der Limburger Bischof dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zuvorkommen, hieß es in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Zollitsch reist an diesem Montag nach Rom, wo er im Vatikan zunächst Gespräche mit der Kurie führen will. Voraussichtlich am Donnerstag spricht Zollitsch dann mit Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg.

Unterdessen berichtet die "Welt am Sonntag", die Umbauten am Limburger Bischofssitz würden noch einmal deutlich teurer - die Gesamtkosten könnten auf bis zu 40 Millionen Euro steigen. Die Limburger Stadtverwaltung rechne zusätzlich zu den veranschlagten 31 Millionen Euro für den Bischofssitz mit Folgekosten in Millionenhöhe, wegen Schäden in der direkten Umgebung der Residenz, die durch die Baumaßnahmen entstanden sind. Bistumssprecher Martin Wind bestätigte der Zeitung, dass solche Kosten auf den Bischöflichen Stuhl zukommen. "Diese Rechnungen werden dann selbstverständlich beglichen."

Erhebliche Straßenschäden auf der Zufahrt zum Domberg

Konkret handelt es sich laut "Welt am Sonntag" um erhebliche Straßenschäden sowie Beschädigungen an Häuserfassaden auf der Zufahrt zum Domberg. Zudem prüfe das Limburger Bauamt derzeit, wie sehr die unter den Zufahrten liegende Kanalisation, Gasleitungen und Kabel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Bistumssprecher machte zur Höhe der Gesamtkosten keine Angaben und verwies auf die Prüfung des Bauamts.

Marius Hahn, Mitglied der Limburger Diözesanversammlung und des Bezirkssynodalrats, rechnet mit drastischen Kostensteigerungen. "Ich gehe von umfangreichen Schäden aus, die totgeschwiegen werden. Es herrscht keine Offenheit. Ich gehe davon aus, dass das Gesamtprojekt am Ende 40 Millionen Euro verschlungen hat", sagte Hahn der Zeitung.

Pfarrer i.R. Hubertus Janssen, früher Sprecher der katholischen Basisbewegung "Wir sind Kirche", sagte: "Aufgrund der gemachten Erfahrungen sagt mir nicht nur mein Bauchgefühl, dass sich die Gesamtkosten am Ende auf 40 Millionen Euro belaufen werden. Und dann flippt die Bevölkerung aus."

Einzelprojekte mussten dem Vatikan nicht angezeigt werden

Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) berichtet derweil, dass unter der Ägide Tebartz-van Elsts im Bistum Limburg die Baukosten für dessen Amtssitz über Jahre gezielt verschleiert worden seien. Die Aufsichtsinstanzen des Vatikans und des Vermögensverwaltungsrats des Bistums seien systematisch unterlaufen worden

Nach Informationen der "FAS" war dem neu gegründeten Vermögensverwaltungsrat im Sommer 2011 ein Kostenvolumen in Höhe von 17 Millionen Euro für Um- und Neubauten auf dem Limburger Domberg vorgelegt worden. Diese Summe sei in zehn Einzelprojekte gestückelt gewesen, die demnach allesamt unter der Grenze von fünf Millionen Euro lagen, ab der Bauvorhaben dem Vatikan zwingend angezeigt werden müssen.

Bischof soll verlangt haben, dass Kosten geheim bleiben

Ein Jahr später soll der Vermögensverwaltungsrat dann eine Zwischenfinanzierung in Höhe von 15,7 Millionen Euro genehmigt haben. Der Kredit sei bei der Deutschen Bank aufgenommen worden und habe erstmals zu einem Konflikt zwischen dem Bischof und dem Rat geführt, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter.

Tebartz-van Elst habe gegen den Rat des Gremiums verlangt, dass die Kosten niemals öffentlich werden dürften. Da die Buchführung an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ausgelagert worden sei, hätten nur der Dombaumeister und der Architekt Rechnungen und Belege zu sehen bekommen.

Teil der Mehrkosten durch Änderungen entstanden

Erst Anfang Oktober dieses Jahres erhielt der Vermögensverwaltungsrat Einblick in die tatsächlichen Kosten, nachdem der Bischof auf Druck des Vatikans Mitte September einer Offenlegung der Baukosten zugestimmt hatte. Mit inzwischen 31,4 Millionen Euro beliefen sich die Ausgaben zu diesem Zeitpunkt laut "FAS" schon auf etwa ein Drittel des Vermögens des Bischöflichen Stuhls. Die drei Mitglieder des Rats hätten den Bischof sodann in einer Sitzung am 7. Oktober mit den Kosten konfrontiert.

Unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen schreibt die Zeitung, dass ein Teil der Mehrkosten auf ständige Umplanungen und Änderungen während der Bauphase zurückzuführen sei. Seit 2011 seien zum Beispiel mehrfach Raumpläne und Bodenbeläge umgeplant sowie Beleuchtungen, Elektroanschlüsse und die Entwässerung geändert worden.

Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe der Untreue

Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft inzwischen Vorwürfe der Untreue. Am Donnerstag beantragte zudem die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen eidesstattlicher Falschaussage. Dabei geht es um Angaben des Bischofs im September 2012 zu einem Flug nach Indien. (dpa/afp)