FDP-Chef Rösler deutet nach Wahl-Debakel Rücktritt an
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Berlin. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik sind die Liberalen aus dem Bundestag geflogen. Es ist das Ende einer Ära: Die Partei war mehr als 40 Jahre lang an Bundesregierungen beteiligt. Parteichef Rösler übernimmt die Verantwortung.
FDP-Chef Philipp Rösler hat nach dem Debakel bei der Bundestagswahl seinen Rückzug angedeutet. Er habe in schwieriger Zeit die Führung der Partei übernommen und trotz einiger gewonnener Landtagswahlen sei es ihm nicht gelungen, einen Aufbruch für die Bundestagswahl zu erzeugen, sagte Rösler am Sonntagabend in Berlin. "Daher werde ich politisch die Verantwortung übernehmen", sagte der 40-Jährige im Beisein seiner Frau und dem Präsidium. Rösler sagte, es handele sich "um die bitterste, traurigste Stunde in der Geschichte der Freien Demokratischen Partei." Auch Rainer Brüderle, der die FDP als Spitzenkandidat in den Wahlkampf geführt hatte, kündigte an, die Konsequenzen zu ziehen.
Es ist in der Tat das Ende einer Ära: Die Liberalen sind zum ersten Mal in ihrer Geschichte aus dem Bundestag geflogen. Als Regierungspartei ereilte dieses Schicksal bisher nur die damalige Kriegsgeschädigten- und Vertriebenenpartei Gesamtdeutscher Block/BHE (GB/BHE) 1957 in der jungen Bundesrepublik.
Gewinner und Verlierer
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Noch bei der Bundestagswahl 2009 hatte die FDP mit 14,9 Prozent ihr bestes Ergebnis aller Zeiten erreicht - nun ist es nach den Hochrechnungen mit 4,5 bis 4,7 Prozent ihr schlechtestes.
Seit 1949 saß die FDP ununterbrochen im Parlament. Mehr als vier Jahrzehnte war sie an Bundesregierungen beteiligt und bei Kanzlerwechseln mehrfach das Zünglein an der Waage. Den in früheren Jahren größten Stimmenverlust mussten die Liberalen 1994 hinnehmen. Damals rutschten sie von 11,0 auf 6,9 Prozent - ein Verlust von 4,1 Punkten. Nach ihrer "Wende" von der SPD zur Union war die Partei aber schon 1983 auf 7,0 Prozent abgerutscht (minus 3,7).
Lindner fordert: Ab morgen muss die FDP neu gedacht werden
Schon 1969 hatte der FDP fast das Totenglöcklein geläutet. Mit ihrem schlechten Ergebnis von 5,8 Prozent (minus 3,7) überwand sie nur knapp die Sperrklausel, konnte aber mit der SPD eine sozial-liberale Bundesregierung bilden. Das Bündnis hielt 13 Jahre lang bis 1982.
Mehr als 50 Mal wurde die FDP aus Landtagen gekippt - zuletzt in Bayern und an diesem Sonntag auch in Hessen. Nur in Baden-Württemberg ist sie noch nie gescheitert.
Der Vorsitzende des FDP-Landesverbands von Nordrhein-Westfalen, Christian Lindner, nannte das Abschneiden seiner Partei "die bitterste Stunde der FDP seit 1949". Lindner warnte seine Partei dennoch vor "Schnellschüssen", weil die Niederlage zu "tiefgreifend" sei. "Ab morgen muss aber die FDP neu gedacht werden", sagte Lindner. (dpa)
Absturz nach 60 Jahren - Die Geschichte der FDP
1949
Die FDP erzielt bei der Bundestagswahl 11,9 Prozent und verhilft Konrad Adenauer (CDU) zur ersten Kanzlerschaft.
1953
Die Partei rutscht auf 9,5 Prozent ab und regiert weiterhin als stärkster Partner der Union unter Adenauer.
1957
Die Liberalen verlieren auf 7,7 Prozent und gehen in die Opposition
1961
Die FDP legt auf 12,8 Prozent zu und bildet mit der Union die erste rein schwarz-gelbe Regierungskoalition, zunächst unter Adenauer, ab 1963 unter Ludwig Erhard.
1965
Dieses Mal reicht es mit nur 9,5 Prozent zur Fortsetzung des Bündnisses unter Erhard. Ein Jahr später scheidet die FDP aus der Regierung aus, als Union und SPD die erste Große Koalition eingehen.
1969
Mit schwachen 5,8 Prozent ermöglicht die FDP die erste sozial-liberale Koalition unter SPD-Kanzler Willy Brandt. Walter Scheel(FDP) wird Vizekanzler.
1972
Die Liberalen steigern sich auf 8,4 Prozent und können das Regierungsbündnis mit den Sozialdemokraten fortsetzen.
1976
Mit 7,9 Prozent trägt die FDP zur nächsten Runde der sozial-liberalen Bundesregierung unter Helmut Schmidt (SPD) bei. Der zweite Mann im Kabinett ist Hans-Dietrich Genscher (FDP).
1980
Genschers Partei kommt auf 10,6 Prozent. Die letzten zwei Jahre der SPD/FDP-Koalition bis zum Sturz von Schmidt beginnen.
1983
Nach dem Wechsel auf die Seite der Union im Vorjahr fällt die FDP bei der vorgezogenen Wahl auf 7,0 Prozent zurück. Doch es reicht für eine Koalition. Das christlich-liberale Bündnis unter Helmut Kohl (CDU) hält 16 Jahre.
1987
Die Partei steigert sich auf 9,1 Prozent. Die politische Landschaft bleibt unverändert.
1990
Bei der ersten gesamtdeutschen Wahl stimmen 11,0 Prozent für die Liberalen. FDP-Außenminister Genscher gilt als einer der Väter der Wiedervereinigung.
1994
Die FDP schrumpft auf 6,9 Prozent. Die letzte Phase von Schwarz-Gelb beginnt.
1998
Mit 6,2 Prozent müssen die Liberalen zusammen mit der Union für elf Jahre in die Opposition. Das erste rot-grüne Bündnis startet unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder.
2002
7,4 Prozent unter dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle bringen nicht den erhofften Machtwechsel.
2005
Der Stimmenzuwachs auf 9,8 Prozent reicht wieder nicht zur Rückkehr an die Macht. Die Union von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) koaliert mit der SPD.
2009
Mit dem Rekordergebnis von 14,6 Prozent sichern sich die Liberalen Ministerämter in einer schwarz-gelben Regierung unter Merkel.
2013
Nach den Hochrechnungen kommt die FDP nur auf 4,6 Prozent und würde damit den Wiedereinzug in den Bundestag verpassen.
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